Datei:2000-12-28 (66) pe-boeller-00-2.pdf

Aus Archiv der Aktion 3.Welt Saar
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Pressemitteilung 66 / 28.Dezember 2000

AKTION 3.WELT Saar für sofortigen Stopp von„Brot statt Böller“ Appell. Lustfeindlichkeit und schlechtes Gewissen helfen nicht gegen Hunger

Die AKTION 3.WELT Saar fordert die Deutsche Welthungerhilfe, und den Tierschutzbund auf, den Appell „Brot statt Böller“ zurückzuziehen. Der damit unterstellte Zusammenhang zwischen dem Sylvesterfeuerwerk sowie Hunger und Armut in der Welt ist beliebig gewählt und existiert nicht. Genausogut könnte man dazu aufrufen, keine Weihnachtsbäume, Handys oder Computer zu kaufen. Der Einsatz für Gerechtigkeit und Solidarität führt ins Leere, wenn er mit einer Leidensmine und dem moralischen Zeigefinger einher geht. Letztlich wird mit dieser Lustfeindlichkeit beträchtlicher politischer Flurschaden angerichtet. Nur Menschen, die auch Feste feiern, können sich glaubhaft für eine bessere Welt einsetzen. Mit dem Aufruf „Brot statt Böller“ wird nach Ansicht der AKTION 3.WELT Saar lediglich ein schlechtes Gewissen erzeugt, das für Zuwachs in der eigenen Spendenkasse sorgen soll.

Um Hunger zu bekämpfen ist eine andere Agrarpolitik nötig. Häufig werden in Ländern der sogenannten 3.Welt auf besten Böden Futtermittel für die Industrieländer angebaut; zum Beispiel Soja in Brasilien. Aktuell beansprucht Europa 120.000 qkm landwirtschaftliche Anbaufläche im Ausland; davon allein 60.000 qkm für Sojaanbau. Umgekehrt sorgen subventionierte Agrarexporte - vor allem Milch und Fleisch - aus Europa dafür, dass einheimische Märkte in den 3.Welt-Ländern zusammenbrechen. Die Öffnung der Märkte bei gleichzei-tiger Streichung von Subventionen von Grundnahrungsmitteln in den 3.Welt Staaten ist meist Bedingung, um Kredite vom „Internationalen Währungsfonds“ (IWF) zu erhalten; zum Beispiel im Falle von Moçambique. Um den Hunger zu bekämpfen, muß die viel gepriesene Liberalisierung des Welthandels rückgängig gemacht werden. Heute werden weltweit genügend Nahrungsmittel produziert, so dass niemand hungern müßte. Dass Menschen hungern, liegt letztlich an der ungerechten Verteilung und an der Verwendung von Nahrungsmitteln als Viehfutter. Hunger ist kein Schicksal, sondern wird gemacht. „Die heute weltweit durchschnittlich pro Kopf produzierte Menge an Nahrungsmitteln würde bei konservativen Bedarfsannahmen ausreichen, um schon heute etwa 6,5 Milliarden Menschen zu versorgen“, so der Agrarexperte Dr. Michael Flitner von der Universität Freiburg.

Weitere Informationen: AKTION 3.WELT Saar: Weiskirchener Str. 24, 66679 Losheim am See, Tel 06872 / 9930-56, Fax – 57, e-mail: a3wsaar@tonline.de

Roland Röder

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