Datei:1995 Saarbrücker Zeitung Leserinnenbrief FDP Walter Teusch Flüchtlinge geschwärzt.pdf

An die Saarbrücker Zeitung Redaktion: Leserbriefe

Sehr geehrte Damen und Herren,

beiliegend sende ich Ihnen einer Leserinnenbrief zu der Debatte über die Äußerungen des FDP Landesvorsitzenden Walter Teusch zu Flüchtlingen.

Für einen Abdruck wäre ich Ihnen dankbar. Sollten Sie noch Fragen haben, könnnen Sie mich unter den oben genannten Telefonnummern erreichen.

Mit freundlichen Grüßen Gertrud Selzer

Meiner Meinung nach geht die saarländische FDP dazu über, offenen Rassismus zu propagieren. Teusch hat auf dem FDP Landesparteitag Flüchtlingen und Menschen nicht-deutscher Nationalität pauschal in die Nähe von Rauschgiftgeschäften, Betrügereien, Raub und Diebstahl und damit ins kriminelle Milieu gestellt. Damit macht er aus der Nationalität und ethnischen Zughörigkeit ein Mittel der Diffamierung und Entwürdigung. Mit seinen rechtsradikalen Äußerungen präsentiert er Flüchtlinge als Feindbild, um in den eigenen Reihen Geschlossenheit zu erzielen. Ein klares Feindbild macht viele ganz still. Und der FDP-Politiker Teusch dokumentiert damit, wie populär Rassismus in der Mitte der Gesellschaft ist. Und wer wie Teusch Flüchtlinge und Arbeitsimmigranten nur als folkloristische und kulinarische Kulisse akzeptiert - z.B. beim Servieren auf dem FDP-Parteitag - der bewertet Menschen nach der ökonomischen Nützlichkeit. Dahinter steht eine eiskalte Wagenburgmentalität. Der Reichtum des Nordens wird um jeden Preis vor Menschen aus der sogenannten 3.Welt abgeschottet, die noch dazu immer nur als bedrohliche Masse dargestellt werden. Dem setzte ich meinerseits die Forderung nach „Gleichen Rechten für alle" entgegen. Ich arbeite seit über 12 Jahren in der Flüchtlingsberatungsstelle der „Aktion 3.Welt Saar" mit und bekomme immer wieder hautnah mit, daß Flüchtlinge vor deutschen Waffen fliehen, z.B. Kurden. Und eine Binsenweisheit ist es allemal, daß die Politik der Industriestaaten die 3. Welt immer ärmer macht und Millionen zur Flucht zwingt. Nicht durch das Gespenst eines Bevölkerungswachstums im Süden werden die Ressourcen dieser Erde verbraucht, sondern durch die Art zu Wirtschaften und zu Leben im Norden. Und für diese Art von Räuberei stehen Teusch & Co.

Gertrud Setzer, AKTION 3.WELT Saar