Datei:2018-06-05 Völklingen Offener Brief Einrichtung eines Mahnmals für die Zwangsarbeiter der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke geschwärzt.pdf: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktionsbündnis Stolpersteine/Frieden Völklingen
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Aktion 3. Welt Saar
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== Offener Brief Errichtung eines Mahnmals für die Zwangsarbeiter der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke ==
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Sehr geehrter Herr Commercon,
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das Aktionsbündnis Stolpersteine Völklingen, die Bürgerinitiative gegen das Vergessen, die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, Historiker sowie Opferverbände fordern seit Jahren ein Denkmal für die Zwangsarbeiter der Röchlingschen Eisen-und Stahlwerke auf dem Gelände des Weltkulturerbes.  Mehrfach wurde ein solches von Herrn Generaldirektor Grewenig angekündigt, ohne dass konkrete Schritte erkennbar wurden.  Nun erfahren wir aus der Presse, dass er  mit Unterstützung der Röchling-Stiftung ein solches  Mahnmal vom  Erinnerungskünstler Christian Boltanski errichten lassen und bereits im September einweihen wird. So sehr wir es begrüßen, dass  die über 12 000 zwischen 1941 und 1944  von Hermann Röchling angeforderten Zwangsarbeiter, ausländischen Arbeiter und Kriegsgefangenen endlich dort  eine Gedenkstätte finden, wo sie ausgebeutet, gedemütigt und misshandelt wurden, so verwundert es uns doch sehr, dass  dies im Alleingang ohne Künstler-Wettbewerb und  öffentliche Diskussion erfolgt. Sicher wäre dann der Ansatz des Künstlers, das Thema Schuld in seiner Groß-Installation unberücksichtigt zu lassen,  kritisch hinterfragt worden. Wir sind der Meinung, dass Hermann Röchling als  Verantwortlicher für die  an den Zwangsarbeitern, ausländischen Arbeitern und Kriegsgefangen begangenen Verbrechen zu benennen ist, auch wenn dadurch die  Röchling-Erben als Hauptsponsoren möglicherweise nicht mehr zur Verfügung stünden. Auch die Opfer der Zwangsarbeit, welche im 1. Weltkrieg bei den RESW zur Arbeit gezwungen wurden, müssen in das Gedenken mit einbezogen werden.  Eine öffentliche Diskussion trüge  auch dazu bei, das inhaltliche  Konzept  von Herrn Boltanski zu hinterfragen,  der  mit dem Denkmal „den Arbeitern Ehre erweisen“ möchte (SZ vom 28.03.2018), ohne zu unterscheiden, ob RESW-Beschäftigte ihre Arbeitskraft freiwillig dem Unternehmen zur Verfügung stellten oder ob sie gefangen genommen, verschleppt und zur Arbeit in dieser Rüstungsschmiede gezwungen worden waren. Eine solche, aus unserer Sicht unzulässige  Gleichsetzung wird dem besonderen Leid der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in keinster Weise gerecht.
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„Ich bin ein Bestatter. Das ist mein Beruf“, sagt Christian Boltanski im Interview gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Käme dieser Satz nicht aus dem Munde eines international gefeierten und anerkannten Erinnerungskünstlers, wäre Skepsis  angebracht. Wir möchten Sie als Minister für Bildung und Kultur mit diesem offenen Brief auffordern, das  inhaltliche Konzept von Herrn Boltanski der Öffentlichkeit detailliert vorzustellen und einen Diskurs darüber zu initiieren. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, denn immerhin fließen in die Finanzierung des Denkmals  Steuergelder mit ein. Was den Zuschuss der Röchling-Stiftung anbetrifft, so bleibt dessen Höhe genau so unklar wie die Höhe ihrer Zahlungen in den Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter. 
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Schaffen Sie Transparenz, denn nur so kann  eine Akzeptanz erreicht werden, die dem Gedenken an die Opfer der Zwangsarbeit gerecht wird.
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Mit freundlichen Grüßen f.d. Unterzeichner
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gez.  Caroline Conrad
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Aktuelle Version vom 13. August 2020, 14:23 Uhr

Aktionsbündnis Stolpersteine/Frieden Völklingen Aktion 3. Welt Saar Bürgerinitiative gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit Völklingen Heinrich-Böll-Stiftung Saar Naturfreunde Völklingen Rosa-Luxemburg-Stiftung Saar VVN-BdA Saar

Kontakt: Dr. Andreas Hämer , Großrosseln Fon

An den Minister für Bildung und Kultur Herrn Ulrich Commercon Trierer Str. 33 66111 Saarbrücken

Völklingen den 05.06.2018

Offener Brief Errichtung eines Mahnmals für die Zwangsarbeiter der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke

Sehr geehrter Herr Commercon,

das Aktionsbündnis Stolpersteine Völklingen, die Bürgerinitiative gegen das Vergessen, die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, Historiker sowie Opferverbände fordern seit Jahren ein Denkmal für die Zwangsarbeiter der Röchlingschen Eisen-und Stahlwerke auf dem Gelände des Weltkulturerbes. Mehrfach wurde ein solches von Herrn Generaldirektor Grewenig angekündigt, ohne dass konkrete Schritte erkennbar wurden. Nun erfahren wir aus der Presse, dass er mit Unterstützung der Röchling-Stiftung ein solches Mahnmal vom Erinnerungskünstler Christian Boltanski errichten lassen und bereits im September einweihen wird. So sehr wir es begrüßen, dass die über 12 000 zwischen 1941 und 1944 von Hermann Röchling angeforderten Zwangsarbeiter, ausländischen Arbeiter und Kriegsgefangenen endlich dort eine Gedenkstätte finden, wo sie ausgebeutet, gedemütigt und misshandelt wurden, so verwundert es uns doch sehr, dass dies im Alleingang ohne Künstler-Wettbewerb und öffentliche Diskussion erfolgt. Sicher wäre dann der Ansatz des Künstlers, das Thema Schuld in seiner Groß-Installation unberücksichtigt zu lassen, kritisch hinterfragt worden. Wir sind der Meinung, dass Hermann Röchling als Verantwortlicher für die an den Zwangsarbeitern, ausländischen Arbeitern und Kriegsgefangen begangenen Verbrechen zu benennen ist, auch wenn dadurch die Röchling-Erben als Hauptsponsoren möglicherweise nicht mehr zur Verfügung stünden. Auch die Opfer der Zwangsarbeit, welche im 1. Weltkrieg bei den RESW zur Arbeit gezwungen wurden, müssen in das Gedenken mit einbezogen werden. Eine öffentliche Diskussion trüge auch dazu bei, das inhaltliche Konzept von Herrn Boltanski zu hinterfragen, der mit dem Denkmal „den Arbeitern Ehre erweisen“ möchte (SZ vom 28.03.2018), ohne zu unterscheiden, ob RESW-Beschäftigte ihre Arbeitskraft freiwillig dem Unternehmen zur Verfügung stellten oder ob sie gefangen genommen, verschleppt und zur Arbeit in dieser Rüstungsschmiede gezwungen worden waren. Eine solche, aus unserer Sicht unzulässige Gleichsetzung wird dem besonderen Leid der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in keinster Weise gerecht.

„Ich bin ein Bestatter. Das ist mein Beruf“, sagt Christian Boltanski im Interview gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Käme dieser Satz nicht aus dem Munde eines international gefeierten und anerkannten Erinnerungskünstlers, wäre Skepsis angebracht. Wir möchten Sie als Minister für Bildung und Kultur mit diesem offenen Brief auffordern, das inhaltliche Konzept von Herrn Boltanski der Öffentlichkeit detailliert vorzustellen und einen Diskurs darüber zu initiieren. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, denn immerhin fließen in die Finanzierung des Denkmals Steuergelder mit ein. Was den Zuschuss der Röchling-Stiftung anbetrifft, so bleibt dessen Höhe genau so unklar wie die Höhe ihrer Zahlungen in den Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter.

Schaffen Sie Transparenz, denn nur so kann eine Akzeptanz erreicht werden, die dem Gedenken an die Opfer der Zwangsarbeit gerecht wird.

Mit freundlichen Grüßen f.d. Unterzeichner gez. Caroline Conrad

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