Datei:2018-02-20 Saarbrücken Fußball und Politik - Zwei, die sich gefunden haben, Rede Roland Röder.pdf
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„Fußball und Politik – Zwei, die sich gefunden haben“
Festveranstaltung des FC Kandil Saarbrücken u.a. mit Deniz Naki, Nursel Aydogan 20.2.2018, ab 15 Uhr, Sporthalle St. Arnual Redebeitrag, Roland Röder – Aktion 3.Welt Saar e.V. Es gilt das gesprochene Wort. In deutschen Medien – insbesondere auf den Sportseiten – ist immer wieder die Rede davon, dass Fußball und Politik nichts miteinander zu tun haben. Und dass die Politik nicht ins Stadion gehört. Für mich ist dies eine große Selbsttäuschung, die immer schon falsch war. Allein ein Blick in die Berichte der gleichen Medien – also Fernsehen, Radio, Zeitungen, facebook … - zeigt, dass es nicht stimmt. - z.B. die widerliche Vergabe der Fußball WM nach Russland oder nach Katar - z.B. das Erteilen von willkürlichen Stadionverboten in Deutschland gegenüber Fußballfans. Die meisten Stadionverbote sind deshalb willkürlich, weil ihnen keine Verurteilung vor einem Gericht vorausgeht -z.B. das Posieren von Regierungschefs rund um die Welt mit Fußballstars - z.B. die Wahlkampfbilder von Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem Diktator aus Ankara Als Reaktion auf diese Wahlkampfhilfe für die türkischen Nationalisten von der AKP kam hunderttausendfach in Deutschland die Aufforderung, beide Spieler nicht mehr in der FußballNationalmannschaft spielen zu lassen. Weil sie ja keine richtigen Deutschen, sondern eigentlich „nur Türken“ seien. Die Anführungszeichen bei dem „nur Türken“ sind von mir. Diejenigen, die diese rassistischen Beiträge auf facebook und anderswo schrieben oder dies als rechte Bundestagsabgeordnete veröffentlichten, setzen das „nur Türke“ nicht in Anführungszeichen. Sonst wären sie ja keine Rassisten und Nationalisten. Die Abwertung von anderen Menschen ist bei diesen Deutschen Programm. Liebe Freunde und Freundinnen, Nationalismus in Schwarz-Rot-Gold und nichts anderes ist die Forderung,dass die Spieler Gündogan und Özil nicht mehr für Deutschland spielen sollen, ist genauso giftig und ungenießbar wie Nationalismus unter dem türkischen Halbmond. Nationalismus ist Gift für unser Zusammenleben. Eine wirklich freie Gesellschaft mit freien Menschen gibt es nur jenseits von Nationalismus und jenseits von einem Gottesstaat. Es ist ja eigentlich kein Problem, sich als Fußballspieler mit einem Präsidenten fotografieren zu lassen. Die Frage ist nur: Für welche Inhalte steht der Diktator aus Ankara? Bestimmt nicht für Respekt, Toleranz und Menschenrechte. Und damit wären wir schon wieder bei der Politik und dem Fußball. Die Frage ist nicht, ob Politik und Fußball etwas miteinander zu tun haben,sondern 1. Was haben sie miteinander zu tun? 2. Welchen Fußball will ich? 3. Und welche Politik will ich? Nirgendwo auf der Welt gibt es eine Trennung zwischen Politik und Fußball. Es sind manchmal recht schmutzige Verbindungen: - Dass Deniz Naki in der Türkei lebenslanges Fußballverbot hat und davor schon öfter aus politischen Gründen gesperrt war, ist ein solches Beispiel. - Dass die Vereinsverantwortlichen von Amed SK bei Auswärtsspielen verprügelt wurden, ist ein solches Beispiel - Dass ein Staatspräsident und seine AKP Partei eine große Nähe zu einem istanbuler Fußballverein haben, ist ein solches Beispiel(İstanbul Başakşehir) Ich bin für einen Fußball, der für alle ist. Ich bin für eine Politik, die für alle ist. Eine Politik für alle meint, dass alle Menschen den gleichen Zugang zu den Gütern der Gesellschaft haben. Sowohl die deutsche wie auch die türkische Gesellschaft sind so reich, dass niemand in Armut leben müsste. Niemand müsste von Hartz IV leben oder Flaschen sammeln. Kein Kind müsste aus finanziellen Gründen von der Klassenfahrt fern bleiben, weil es im „falschen“ Stadtteil geboren wurde. Kein Kind müsste aus finanziellen Gründen von einer Schule oder Universität zu Hause bleiben, weil es im vermeintlich „falschen“ Landesteil geboren wurde. Eine Politik für alle heißt auch, dass der Staat aufhört, seine eigene Bevölkerung zu bombardieren Eine Politik für alle heißt, dass der Staat nicht Afrin in Schutt und Asche legt . Das ist keine Politik für alle – das ist blanker Nationalismus. Im Kern bedeutet Nationalismus, dass einzelne Menschen bevorzugt werden und für alle anderen wenig bis nichts übrig bleibt. Und ich bin für einen Fußball für alle - Fußball für alle meint, dass alle, die wollen, ins Stadion gehen können. Kennt ihr eigentlich das Land mit den meisten Stadionverboten? ……………………………………(Iran: dort dürfen keine Frauen ins Stadion) - Fußball für alle meint, dass auch mancher männliche Fußballfan sein eigenes Gehabe und Getue mal überdenkt. Ich muss ja als aktiver Fußballfan die klassischen Mackersprüche und sexistischen Sprüche nicht mitmachen. - Fußball für alle meint auch, dass es Eintrittspreise gibt, die sich Fußballfans leisten können was in der englischen Liga längst nicht mehr der Fall ist. Eine ähnliche Entwicklung gibt es in Deutschland - Fußball für alle meint auch, dass Kinder in ein Stadion gehen können und an jedem Ort dort sein können, ohne Angst zu haben. - Fußball für alle meint auch, dass Männer, die Männer lieben und Frauen, die Frauen lieben, jederzeit in ein Fußballstadion gehen können und keine Angst haben müssen. - Fußball für alle meint ganz einfach, dass alle Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, in ein Fußballstadion gehen dürfen …. und können. Alle sind willkommen. Niemand wird ausgegrenzt. Und niemand muss Angst haben. Ein Fußball für alle ist gleichbedeutend mit einer Gesellschaft, in der „man ohne Angst verschieden sein kann“, wie es der deutsche Philosoph Theodor Adorno einmal formuliert hat. Apropos Flüchtlinge und Migration: Der Fußball selbst ist ein Migrant und Flüchtling. - Er kam aus England, ist ausgewandert und hat sich verbreitet, - er hat Ländergrenzen und große Ozeane überschritten. - Und dann hat er eine weltweite Familienzusammenführung initiiert. Bis heute macht er dies. Bis heute wandern viele Fußballspieler hin und her und machen von dem Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit Gebrauch. Daran sollten wir uns ein Vorbild nehmen. Ein paar Jahre bevor der eiserne Vorhand 1989 zwischen Ost und West fiel, gab es Propheten, die dies ankündigten: Es waren Fußballspieler aus osteuropäischen Ländern, die in Deutschland spielten. Sie kamen aus Polen, spielten zum Beispiel hier im Saarland 1. Bundesliga beim FC 08 Homburg. Als ich letztes Jahr in einer Reihe eines Berliner Verlages das Buch über meinen Lieblingsverein veröffentlichte „111 Gründe den FC 08 Homburg zu lieben“ kam ich nicht umhin, Deniz Naki in diesem Buch zu erwähnen, obwohl Deniz nie in Homburg spielte. Warum? Nun, seit Beginn der letzten Saison spielte ein ehemaliger Homburger Spieler im Team von Deniz Naki in Diyarbakir. Die Rede ist von Selcuk Kaban, der 2011/12 in Homburg einen Fußball von einem anderen Stern zelebrierte, aber auch noch viele andere Interessen hatte. Aber das ist eine andere Geschichte. Lieber Deniz, ich möchte Dir ein ehrliches Angebot machen. Ich möchte Dich einspannen für meine Vision eines Fußballs für alle, die sicherlich unser aller Ziel ist. Das Angebot geht so: Ich schenke Dir mein Fußballbuch über den FC 08 Homburg, signiere Dir es auch und als Gegenleistung sagst Du zu, in der nächsten Saison als Trainer mit einer Mädchen-Mannschaft des FC Kandil ein Spiel gegen den amtierenden Saarlandmeister der D-Mädchen des SV Bardenbach zu spielen. (Das liegt im Nordsaarland bei Wadern). Denn Fußball ist ja bekanntlich für alle da – auch für Mädchen und für Frauen. Zudem hätte es den Vorteil, dass der FC Kandil mit dieser Initiative gleich noch gleich ein paar neue Vereinsmitglieder gewinnt. Je nachdem wie spielstark Dein Team ist, werden bei Dir Spielerinnen des SV Bardenbach aushelfen. Eine Spielerin der D Mädchen des SV Bardenbach ist heute auch hier. Wenn ich Dich nicht überzeugen konnte, dann wird sie es übernehmen. Nein-Sagen ist zwecklos. Liebe Freunde und Freundinnen des FC Kandil, Und irgendwann mal in einer besseren Zukunft, eines schönen Tages wird der FC Kandil mit einer Mädchenmannschaft, einer Frauen- und einer Männermannschaft nach Diyarbakir zu einem internationalen Freundschaftsturnier fahren und gegen Teams aus Istanbul, Ankara, München, London, Madrid und Barcelona antreten. Vorher wird man noch eine Sightseeing Tour machen durch das Marmarameer vor den Toren von Istanbul. Und der Touristenführer wird davon erzählen, dass auf der Insel İmralı mal ein Gefängnis für eine Person war …..damals…….vor vielen Jahren. Und es hätte immer wieder Streit um diese Person gegeben. Aber heute, so der Touristenführer, ist alles gut. Der Gefangene wurde entlassen. Aus dem Gefängnis wurde eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt, in der neues Saatgut gezüchtet wird. Was ja genau genommen auch besser ist, als neue Kriege zu züchten. Ach ja und auf dem Flughaften in Diyarbakir wird die Delegation des FC Kandil Saarbrücken vom kurdischen Regionalpräsidenten in der türkischen Föderation begrüßt. Dies alles wird geschehen, wenn wir gemeinsam unsere Vision eines „Fußballs für alle“ umgesetzt haben. Von wegen Politik und Fußball haben nichts miteinander zu tun. Also Deniz – bist Du dabei? Steht der Deal? So machen wir es.
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