Datei:2016-11-03 jungle world (11) Grünzeug für die Hühnermörder.pdf

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Krauts und Rüben – der letzte linke Kleingärtner, Teil 11.

Grünzeug für die Hühnermörder

»Nach der Ernte ist vor der Ernte.« Okay, das klingt wie »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel«. Beides stimmt. Wer im kommenden Sommer ernten will, muss dieser Tage mit der Vorbereitung anfangen, das Saatgut für die nächste Aussaat zurück­legen und trocknen. Als Kleingärtner hat man nie Ruhe. Unentwegt zwickt und ruft das Grünzeug.

Aber was heißt schon nächstes Jahr? Es steht ja noch genug Grünzeug herum, das nach Bedarf frisch auf den Teller kommt: Endiviensalate, Blattsalate, Rucola und Grünkohl. Die Topinambur-Knollen sind auch noch im Boden. Und als Krönung habe ich am vergangenen Wochenende eine allerletzte Reihe Kartoffeln geerntet, die ich megaspät erst Anfang Juli gelegt hatte. Nach dem Gartenbuch hätte es nichts geben dürfen, realiter war die Ernte zwar nicht gut, aber passabel. Es kommt eben alles auf das Gefühl des Kleingärtners an. Nicht umsonst heißt es im Fußball: »Never change a winning team.« Wenn man, ob mit Gefühl oder mit Verstand, eine erfolgreiche Lösung im Garten oder im Fußball gefunden hat, muss man die Ernte – Punkte sind so was wie eine Ernte – einfahren und »die Kuh melken, solange sie Milch gibt«.

Auch die Kürbisse habe ich abgeerntet, knapp 30 Stück. Leider sind ein paar große dabei. Die sehen zwar toll aus und lassen sich gut für sinnentleerte Artikel und Wettbewerbe gebrauchen oder für den ganzen Halloween-Murks. In der Praxis, also zum Essen, sind sie nervig, weil man sie nach dem Anschneiden zügig verarbeiten muss. Und Kürbisse von zehn, 15, 20 Kilogramm ergeben eine gewaltige Menge, die man nicht mir nichts, dir nichts im Kühlschrank aufbewahren kann. Bleibt also nur, sie in kleinen Stücken oder als Suppe in die Gefriertruhe zu legen. Ungeöffnet und bei guter Lagerung, was üblicherweise »kühl und trocken« heißt, halten sie bis März. Oder sie werden vorher gefuttert, was am wahrscheinlichsten ist. Der Anbau von Kürbissen ist recht einfach, lediglich in den ersten zwei bis drei Wochen muss man höllisch aufpassen, dass sich keine Schnecken dem zarten Keimling nähern. Den Rest erledigt die Pflanze von selbst. Ein bisschen Wasser, wenn es zu trocken wird, und zweimal das Kürbisfeld grob von Unkraut freihacken, das reicht.

Ach ja, die fünf Hühner sind auch noch da. Die haben sich etwas rar gemacht in der Kolumne. Nun, denen geht es den Umständen entsprechend gut. Die Saubande hat nur aufgehört, Eier zu legen, im Rahmen ihrer Wintervorbereitung erneuert sie teilweise zum Schutz gegen die Kälte ihr Federkleid. Geht klar, ich bin großzügig und gönne es ihnen. Nur, warum muss das Pack gleichzeitig aufhören, Eier zu legen? Eine Mischung aus Gebärstreik und Sabotage der Produktion. Da kannst du nichts machen. Sie fressen, und das nicht gerade wenig, aber sie legen keine Eier. Zumindest zu einer Form der Arbeit lassen sich die faulen Biester aber noch bewegen. Alle paar Wochen wird das mobile Gehege im Garten umgesteckt, damit sie Stück für Stück des Gartens freischarren, ihn düngen sowie Schnecken, Würmer und Engerlinge fressen. Morgens kommen sie rein ins Gehege, abends wieder in den Stall, und die Klappe wird verschlossen wegen Fuchs und Marder. Die leben leider nicht vegan, sondern fressen Hühner besonders gern, was ich schon schmerzhaft feststellen musste. Genau genommen hatten natürlich die bedauernswerten Hühner die Schmerzen. Schade jedenfalls, dass Fuchs und Marder keine Veganer sind, dann hätte ich weniger Arbeit und die Hühner hätten mehr Freiheiten. Und genug Grünzeug hätte ich auch noch für sie im Garten stehen. Vielleicht ist doch etwas dran am Veganismus.

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