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Version vom 11. April 2020, 17:11 Uhr

Krauts und Rüben – der letze linke Kleingärtner, Teil 5

Milch und Monsanto

Die Saat des Bösen

Monsanto ist böse und die Zwillingsschwester von TTIP. Beide leben in den USA und holen zum entscheidenden Schlag gegen die europäische und vor allem deutsche Scholle aus. Sie wollen gentechnisch verändertes Saatgut verbreiten und bessere Bedingungen für die Kapitalverwertung schaffen. Mehr säen, mehr ernten, mehr verdienen. Mehr Hunger in der Welt inbegriffen. Was hätte also dagegen gesprochen, kürzlich in irgendeiner Stadt in der Nähe beim Marsch gegen Monsanto mitzumachen und gemeinsam mit Tausenden Gleichgesinnten in Deutschland gegen die Eindringlinge von drüben zu protestieren? Und man stelle sich mal vor, der Firmensitz von Monsanto wäre in Tel Aviv. Dann würden glatt doppelt so viele demonstrieren. Da haben Monsanto und Israel Glück gehabt. Ich habe an dieser Anti-Monsanto-Demonstration noch nie teilgenommen. Zum einen ziemt es sich nicht, als aktiver Fußballfan den letzten Spieltag seines Teams zu verpassen, auch wenn er bedeutungslos scheint und es angeblich nur noch um die goldene Ananas geht. Es geht immer mindestens um die Ehre und die Zukunft. Kein Fußballspiel ist umsonst.

Ja, es stimmt, Monsanto überschwemmt den Markt mit gentechnisch verändertem Saatgut, das immun gegen das eigene Totalherbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat ist. Dabei schreckt der Konzern nicht vor halbseidenen Machenschaften zurück. Jahrelang verklagte er den kanadischen Rapsbauern Percy Schmeiser, weil auf dessen Feldern Samen des patentierten Monsanto-Gen-Raps gefunden wurden, die auf einem Nachbarfeld gepflanzt worden waren. Samen werden eben durch Wind und Vögel ordentlich in der Umgebung verteilt. Aber Monsanto behauptete, Schmeiser habe sich durch unlizenzierten Anbau das geistige Eigentum des Konzerns angeeignet und solle dafür zahlen. Er zahlte nicht, Monsanto klagte und bekam mal recht, mal unrecht und auf jeden Fall dauerhaft eine negative Presse. Der Kapitalismus in den USA muss besonders schlimm sein – das glaubt die Agraropposition hierzulande deshalb zu wissen. Doch dieselben Lichtgestalten, denen Monsanto und die USA als das Böse gelten, halten ihren Mund, wenn es um deutsche und europäische Saatgutschweinereien geht oder wenn die EU und die deutsche Regierung eine knallhart neoliberale Agrarpolitik betreiben – ganz ohne die USA und ohne TTIP.

Auch zu den 1997 in Deutschland eingeführten Nachbaugebühren – SPD, FDP, CDU und die damalige PDS, heute »Die Linke«, waren dafür – schweigen sie. Bauern müssen Nachbaugebühren zahlen, wenn sie aus der Ernte Saatgut zur Aussaat im nächsten Frühjahr zurückbehalten wollen. Jedes Jahr aufs Neue, obwohl sie das Saatgut zur Aussaat regulär bezahlt haben. Das ist eine wundersame Geldvermehrungsmaschine. Dabei könnte ein Fonds das Problem lösen. Alle Bauern zahlen dort ein und Bauern, Politik und NGOs entscheiden, ausgehend von der Prämisse, Saatgut sei Gemeingut, in welche Saatgutzüchtung Geld investiert wird. Seit 1997 tobt dazu eine heftige politische und juristische Auseinandersetzung, die nichts mit Monsanto und den USA zu tun hat, sondern mit den in der EU festgelegten kapitalistischen Verwertungsregeln.

Ich und meine Mitstreiter von der Aktion 3. Welt Saar begannen 1999, zu diesem Orchideenthema zu publizieren und die dramatische Folgen der gewerblichen Aneignung von Saatgut für die Welternährung darzustellen. Das jahrhundertealte Bauernprivileg, Saatgut zur Aussaat im nächsten Jahr zu behalten, sichert die Ernährung. Wir machten den Vorschlag, die Saatgutfirmen, die mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Bauernverbandes von Bauern Nachbaugebühren verlangten, sollten selbst Nachbaugebühren an Peru und Bolivien zahlen, woher die Kartoffel stammt. Überraschenderweise hörte niemand auf uns. Wahrscheinlich stecken die USA dahinter. Es kann nur so sein.

Auch die zum Teil verzweifelten Proteste der europäischen Milchbauern gegen eine neoliberale EU-Politik, die eine extreme Erhöhung der Milchmenge und damit verbunden eine drastische Reduzierung der Zahl der Höfe bezweckt, interessiert kaum jemanden. Es hat schließlich nichts mit Monsanto zu tun und noch dazu handelt es sich meist um konventionelle Bauern, die recht marktkonforme Lösungen für eine Mengenbegrenzung vorschlagen. Der Romantikfaktor der Proteste gegen die Nachbaugebühren und für eine andere Milchpolitik ist gleich null. Nix Monsanto, nix USA, nix bio, nix klein-klein.

Landwirtschaft interessiert manche in der Agraropposition nur, wenn Monsanto und die USA im Spiel sind. Das ist Kapitalismuskritik mit nationalem Einschlag. Aber was machen diese Leute, wenn Bayer ernst macht und Monsanto kauft? Da bin ich klar im Vorteil, da ich das Romantikdefizit bei meiner Arbeit im Garten ausgleichen kann. Ich tue dort nichts Abstraktes, sondern etwas Konkretes, Handfestes für die Ernährung der Menschheit, für die Welt und für mich natürlich. Drunter mache ich es als Kleingärtner nicht.

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