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Kolumne »Krauts und Rüben«, Teil 1: Die Linke und die Landwirtschaft
 
Kolumne »Krauts und Rüben«, Teil 1: Die Linke und die Landwirtschaft
  
Alles außer Rüben.
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Alles außer Rüben
  
 
== Der letzte linke Kleingärtner ==
 
== Der letzte linke Kleingärtner ==

Version vom 27. Dezember 2019, 04:34 Uhr

Kolumne »Krauts und Rüben«, Teil 1: Die Linke und die Landwirtschaft

Alles außer Rüben

Der letzte linke Kleingärtner

Warum um alles in der Welt erscheint in der Jungle World eine Agrarkolumne? Zeitungen sind in der Krise. Das hat sich herumgesprochen. Die Auflage der meisten Printmedien sinkt. Was tun? Die Jungle World hat zwei Felder – also journalistische Felder in diesem Fall –, die sie nur selten beackert, die aber viele Menschen interessieren. Und »viele Menschen« sind so etwas wie »Massen«. Die kennen Linke heute nicht mehr, aber früher kannten sie die »Massen« und träumten von ihnen. Die Rede ist von Fußball und Landwirtschaft – zu der auch das Essen gehört. Vielleicht sind dunkle Mächte am Werk und verhindern, dass darüber berichtet wird. Lobbyisten vielleicht, Antiagrarlobbyisten.

Fußball kommt gelegentlich in der Zeitung vor, etwa wenn es um Antisemitismus in Stadien geht oder Israel wieder einmal von der Fußballwelt gemobbt wird. Aber Agrarthemen in der Jungle World? Fehlanzeige – es sei denn, man lässt Diskussionen über Veganismus gelten. Überhaupt tun sich Linke mit der Agrarpolitik sehr schwer. Da wuchert in manchen Köpfen ziemlicher Unfug entweder über die bösen Bauern, die eh nur ständig für mehr Zuschüsse auf die Straßen gehen, oder über die heile Welt der Landwirtschaft. Denn in der sogenannten Dritten Welt möchte manch hiesiger Linke eigentlich nur »Kleinbauern« die Felder pflügen sehen, keine Bauern und Bäuerinnen – die würden offenbar die Idylle stören.

Mit Landwirtschaft haben die meisten Linken ohnehin nur dann zu tun, wenn sie Eltern sind. Dann besichtigen sie mit ihren Kindern einen Bauernhof draußen vor der Stadt, damit die Kleinen ein bisschen Auslauf haben und mal echte Tiere sehen und nicht nur totes Tier wie Schnitzel, Frikadellen und Steaks. Manche Linke wollen wahrscheinlich selbst einen Bauernhof sehen und schieben die Kinder nur vor. Das ist selbstverständlich genauso in Ordnung wie Papas Ausflug mit den Kindern ins Fußballstadion – natürlich nur den Kindern zuliebe.

Agrarthemen besitzen in der Jungle World also in jedem Fall Wachstumspotential. Das weiß die Redaktion, auch wenn sie vom Wachstum von Nutzpflanzen wahrscheinlich gar keine Ahnung hat. Wachsen sollen die Auflage und die Bindung der Leser an das Blatt. Da sind Alleinstellungsmerkmale hilfreich: Agrarthemen in der Jungle World – das ist ein Überraschungsmoment. Eine Schwierigkeit besteht: Allzu oft sollte das Wort »Fleisch« nicht in der Kolumne vorkommen. Weil vermutlich einige Vegetarier und Veganer unter den Lesern und Leserinnen sind, könnte es Ärger geben. Und Ärger mit Lesern ist nicht gut, egal was sie essen und was nicht. Dabei stimmt es ja: Der Fleischkonsum der Krauts ist zu hoch.

Eigentlich sollte der erste Teil dieser Kolumne im März veröffentlicht werden. Aber erkläre mal jemand Städtern und Städterinnen, dass der Februar nicht der richtige Monat zum Säen und Pflanzen ist. Zwar gibt es gefühlt alle sechs Jahre im Februar ein paar warme Tage, ich habe dann auch schon mal dicke Bohnen und Zuckererbsen gelegt. Ein kleiner Pflanztipp: Die Samen sollten mindestens fünf Zentimeter tief in den Boden gesteckt werden, damit sie vor Kälte geschützt sind und in Ruhe keimen können. Aber man erntet keinen Deut eher, wenn man im Februar beginnt. Der Samen, der erst im März unter und in die Erde kommt, holt den Vorsprung bis zur Ernte in zwölf bis 16 Wochen auf. Man kann allerdings auch im Februar anfangen, auf der Fensterbank Pflanzen vorzuziehen, wie etwa Salate, Zucchini, Gurken und Tomaten. Ins Freie gepflanzt werden die Salate dann ab Ende März und der Rest im Mai.

Rüben pflanze ich allerdings zu keiner Zeit an, auch wenn es der Titel der Kolumne nahelegt. Dafür aber Pflück- und Kopfsalate, Buschbohnen, Stangenbohnen, dicke Bohnen, Zuckererbsen, Schalerbsen, Mangold, Grünkohl, roten Hokkaido – ein sehr leckerer und lagerfähiger Kürbis –, Zucchini, Ruccola, Endivien, frühe und späte Kartoffeln, Rote Beete und noch einiges mehr, was sich meist kurzfristig durch diverse Pflanzentauschgeschäfte ergibt. Ich baue also keine Rüben an, auch wenn man Rote Beete mit viel gutem Willen als etwas Ähnliches betrachten kann. Aber erkläre das mal Redakteuren in der Großstadt. Zwecklos. Metropolenlinke eben. Dafür hört sich der Kolumnentitel ganz gut an, auch wenn er nur zur Hälfte stimmt. »Krauts« ist in Ordnung. Die meisten Leser und ich sind ja welche.

Die Gartensaison beginnt jedenfalls im März. Meine drei Hühner haben mir geholfen, meine 300 Quadratmeter Gartenfläche halbwegs in Ordnung zu bringen und sie mit Nährstoffen zu versorgen. Es waren mal sieben Hühner. Aber die Zeit und der Fuchs fordern ihren Tribut. In dieser Kolumne gibt es dann regelmäßige Pflanz-, Pflege- und Ernteberichte. Und was mir sonst noch so einfällt aus der großen weiten Welt von Ackerbau und Viehzucht im Land der »Krauts und Rüben«.

Diese Kolumne berichtet in Zukunft über Agrarpolitik, vom Kleingarten im Saarland bis zum globalen Getreidehandel. Roland Röder ist nicht nur Kleingärtner, sondern auch Mitarbeiter der »Aktion 3. Welt Saar«, die sich neben Antisemitismus, Islamismus, Ökologie, Asylpolitik und Ökonomiekritik auch mit Agrarthemen beschäftigt. Mit dem Projekt »Erna goes fair – für eine faire Landwirtschaft« beteiligt sich die »Aktion 3. Welt Saar« am Bündnis »Meine Landwirtschaft – unsere Wahl«, das jährlich zur Grünen Woche eine Demonstration für nachhaltige Landwirtschaft in Berlin veranstaltet. Dort fühlt sich Roland Röder manchmal »alleine unter lauter Ökos«. Diese Kolumne und seinen Gemüsegarten beackert er ebenfalls ganz allein.

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