Datei:2014 Flugschrift (16) Afrika ist schwarz. Wirklich.pdf: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. April 2020, 17:02 Uhr

FLUGSCHRIFT 2014

Afrika ist schwarz. Wirklich?

AfrikaBilder in Kinder büchern- eine kritische Reflexion Afrika ist schwarz.Afrika ist arm. Afrikaist ursprünglich. Afrikaist exotisch. Afrika istunterentwickelt. Afrikaleidet an Hunger, Krieg,Korruption, Naturkata-strophen und ethnischenKonflikten. In Afrikagibt es wilde Tiere undKindersoldaten. AusAfrika kommen Flücht-linge. Das alles wissenwir in Europa überAfrika. Aber warumglauben wir, dass esstimmt? Warum nehmenwir Afrika so wahr? Könnten wir Afrika auchanders wahr-nehmen?

„The danger of a singlestory” (Chimamanda Adichie)Nichts ist gefährlicher als einein seitiges Bild bzw. als eineeinseitige Erzählung. Um dieserGefahr zu entgehen, sollte„Afrika“ stets in einem doppel-ten Plural gedacht werden: imPlural der Wirklichkeiten inAfrika und im Plural der Blickeauf Afrika. Die Wirklichkeiten inAfrika sind vielfältig, wider-sprüchlich und ambivalent. Wiejede andere Region der Welt,lässt sich auch Afrika nicht aufein einfaches und eindeutigesBild reduzieren. Jede Aussageüber „Afrika“, immerhin einKontinent mit über 50 Ländern,trägt bereits ihr aber in sich: InAfrika gibt es Diktaturen, aberauch Demokratien, in Afrika gibtes Armut, aber auch Reichtum. InAfrika gibt es Dörfer, aber auchMillionenstädte. In Afrika gibt esKriege, aber auch Frieden.Europa braucht ein un-terentwickeltes Afrika,um sich selbst als ent-wickelt zu sehenGenauso vielfältig und wider-sprüchlich wie die Wirklichkei-ten in Afrika sind die Blicke aufAfrika. In Europa überwiegt derafropessimistische Blick. DieserBlick erfüllt eine klare Funktion:Er dient der Konstruktion undReproduktion eines bestimmtenVerhältnisses zum afrikanischenKontinent. Europäische Afrika-bilder waren und sind noch bisheute struktureller Bestandteilder Herrschaft über Afrika undübernehmen dabei eine Ver-schleierungs- und Legitimations-funktion. Die Kontinuitäten derkolonialen und nachkolonialeneuropäischen Afrikabilder sindeine Voraussetzung für die Kon-tinuität zwischen der kolonialenund nachkolonialen ökonomi-schen Ausbeutung und politi-schen Ausgrenzung Afrikas.Gestern wie heute inszeniertEuropa Afrika als Negativbild ei-nes idealisierten Selbstbildes.Europa konstruiert das Bild ei-nes wilden und unterentwickel-ten Afrikas, um sich selbst alszivilisiert und entwickelt zu se-hen und dadurch seine Interven-tionen zu legitimieren. In dieserTradition steht beispielsweiseauch das Plakat „The Big Five“des Bundesministeriums für wirt-schaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung zu Zeiten von DirkNiebel (FDP) in Zusammenarbeitmit dem WWF (siehe Foto).Afrika kann heute nichtmehr auf das „Andere”reduziert werdenDoch trotz dieser Kontinuitätenhat sich seit der Kolonialzeitvieles auch geändert. Heute istAfrika deutlich präsenter inDeutschland als im 19. Jahrhun-dert. Europa wollte Afrikas Res-sourcen, aber mit den Ressourcenkamen auch Menschen. Im Laufedes letzten Jahrhunderts ist dieWelt mobiler, verflochtener,bunter und hybrider geworden.Heute ist Afrika nicht mehr nur„dort“, also in Afrika, sondernauch „hier“, also in Europa. DasAfrika „hier“ ist nicht mehr das„Andere“, sondern Teil des „Ei-genen“. Durch Kunst, Politik,Kultur, Wissenschaft, Sport unddurch persönliche Biographienist ein Teil Afrikas schon längstzu einem Teil Europas geworden.Immer mehr Menschen und In-stitutionen in Deutschland tra-gen in sich die Spuren dieserGeschichte der zunehmendenVerflechtungen. Aber auch für das Afrika „dort“muss die „Andersartigkeit“ kri-tisch hinterfragt werden, denndie Andersartigkeit des Anderenist zunächst ein Produkt des Ei-genen. Dieses durch das Eigenekonstruierte Bild des Fremdendient auch der Konstruktion ei-nes bestimmten Selbstbildes.Die Beschäftigung mit dem An-deren ist also stets auch die Be-schäftigung mit sich selbst.Daher drücken die europäischenAfrikabilder mehr aus über Europaals über Afrika. Die Rolle der Kinder-und JugendbücherNeben anderen Medien spielenKinder- und Jugendbücher einewesentliche Rolle bei der Kon-struktion und Reproduktion vonWeltbildern und somit auch vonAfrikabildern. Bilder in Kinder-und Jugendbücher sind insofern„gefährlich“, als Kinder und Ju-gendliche sich weniger gut ge-gen sie wehren können. Für sielügen Texte und Bilder nicht.Eine kritische Reflexion der inKinder- und Jugendbücher ver-mittelten Bilder erfordert dahereine Unterstützung durch Er-wachsene. Aber auch Erwach-sene müssen die Fähigkeit ersterlernen und tagtäglich neu er-proben. Unsere Überzeugung ist,dass sich politische Verhältnissein scheinbar unpolitischen Kin-der- und Jugendbüchern wider-spiegeln und dass Kinder undJugendliche lernen müssen –und können –, dies zu erkennenund einzuschätzen.

„Eingeborene“ als Tiere – Europäer als Helden Im 18. Jahrhundert gab es inEuropa Auseinandersetzungendarüber, ob die „neu entdeckten“Völker Barbaren oder edle Wildeseien und ob sie zur Menschheit,einer „anderen“ Menschheitoder gar zum Tierreich gehören.In den ersten Reiseberichtenwurden die „Wilden“ als schöne,wenn auch andersartige Men-schen beschrieben (Häfner1989), was letztlich eine Formvon positivem Rassismus ist. MitBeginn der deutschen Kolonial-bestrebungen änderte sich dieBewertung grundsätzlich. Bei-spielsweise erschien das Buch„Von der Schulbank nachAfrika: Irrfahrten zweier deut-scher Knaben für die Jugenderzählt" (Keil 1885). Die indem Jugendbuch formuliertenrassistischen Darstellungendienten der Rechtfertigungdes kolonialen Unterfangensund der Unterdrückung undAusbeutung der AfrikanerIn-nen. Ein Höhepunkt der ras-sistischen Inszenierung vonAndersartigkeit und Min-derwertigkeit war die Zur-schaustellung der ‚Fremden’ inMenagerien und Zoos.Gegenstand der Kinder- und Ju-gendbücher aus dieser Epochewaren häufig Jagd und Tiere so-wie unzählige Abenteuerge-schichten, oft von deutschenKolonialmilitärs geschrieben. DieReiseberichte der „Afrikaforscher“Henry Morton Stanley und Her-mann von Wissmann wurdenebenfalls in gekürzten Jugend-ausgaben veröffentlicht, samtihrer Kannibalismus-Fantasien.Viele Jugendbuchautoren, wiez.B. auch der vielgelesene CarlFalkenhorst, bezogen sich aufdiese Reiseberichte, da sie nieselbst in Afrika gewesen sind.Mit ihren Büchern stärkten sieden „Aufbau eines kolonialenBewusstseins“ (Christadler 1978).Die sogenannte Traktatliteraturdiente der Darstellung der mis-sionarischen Arbeit und der Er-ziehung zur Mission. In ihr wer-den die Menschen aus Afrikameist als unmündige Kinder dar-gestellt, die es zu retten gilt. Sowird in "Peter und sein schwar-zer Bruder Karl" das afrikanischeKind Karl durch ein Gebet vonPeter zum Christen (Schomerus1914).1893 wehrten sich die Namaunter Hendrick Witbooi gegendie Herrschaft der Deutschen inSüdwestafrika. Höhepunkt derWiderstandsbewegung ist derHerero Befreiungskampf unterSamuel Maharero (Morenga)1904. Von etwa 80.000 Hereroüberlebten nur knapp 15.000 dieblutige deutsche Repression.Dieser gezielte Vernichtungskriegwurde in Abenteuerbüchern glo-rifiziert. Der Jugendroman „Pe-ter Moors Fahrt nach Südwest“(Frenssen 1906) startete mit ei-ner Auflage von 44.000 Exem-plaren und steigerte die Auflagebis Ende des 1. Weltkriegs auf ½Million. Er war damit eines dermeist gelesenen Jugendbücherder Kaiserzeit. Ein norddeutscherHandwerkersohn meldet sich alsFreiwilliger, um mit den deut-schen Truppen gegen die „Auf-ständigen“ in Südwestafrika zuziehen. „Diese Schwarzen habenvor Gott und den Menschen denTod verdient, nicht weil sie die200 Farmer ermordet haben undgegen uns aufgestanden sind,sondern weil sie keine Häusergebaut und keine Brunnen ge-graben haben (...). Gott hat unshier siegen lassen, weil wir dieEdleren und Vorwärtsstrebendensind.“ (S. 200). Besonders ver-achtenswert und ekelerregenderscheinen ihm die afrikanischenFrauen. Afrika war in den Sied-lerromanen das Land der großenAbenteuer und Freiheit, insbe-sondere für deutsche Frauen. Esversprach eine Flucht aus demengen sozialen und patriarcha-len Korsett in Europa. So solltedie koloniale KinderliteraturFrauen und Mädchen für die Ko-lonien werben. Zu dieser staatlichgewünschten Kolonialpropa-ganda gehörten die sogenannten Heftchenromane sowie die kolo-nialen Werbebildchen. Diese Ko-lonialsammelbildchen trugenzur Herausbildung von Bildste-reotypen bei, die bis heute beste-hen (Zeller 2008).Im 1. Weltkrieg blieb Afrika mitseinen zur Repression nach In-nen geschaffenen Armeen einNebenkriegsschauplatz. Doch dieKämpfe in Ostafrika zogen sichbis 1918 hin. General Paul vonLettow-Vorbeck, Kommandeurder „Schutztruppen“ in Ostafrika,wurde zu Lebzeiten ein Mythos.Seinem so genannten Durchhal-tekrieg fielen ca. eine halbe Mil-lion Menschen, überwiegend ausder Zivilbevölkerung, zum Opfer.Er schrieb für die deutsche Ju-gend ein Buch „Heia Safari –Deutschlands Kampf in Ost-afrika“, in erster Linie ein Kriegs-bericht und eine Propaganda-schrift gegen England. Das Buchwar in Deutschland sehr weitverbreitet und erschien bis 1952in neun Auflagen (Lettow-Vor-beck 1920).Auch nach dem 1. Weltkriegwarben Kinderbücher für dieWiedereroberung der Kolonien.So wurde zum Beispiel „HeiaSafari“ in die Grundliste fürSchülerbüchereien aufgenom-men. Weit verbreitet waren die „Wiete“-Bücher von Else Steup(Steup 1936; 1938). Im erstenBand erzählt sie von einemMädchen, das in einer deutschenKolonialschule ausgebildet wird,um im Ausland Deutschland zurepräsentieren.„Man musste sich vor allem sei-nes Volkstums bewusst sein undbleiben, gerade dann am aller-meisten, wenn man ins Auslandgehen wollte, damit man nichtim fremden Volkstum untergingeund schließlich weder Fisch nochVogel war. Was einem das eigeneVolk gab, das musste man insich wachsen und entwickelnlassen und unverlierbar festhal-ten, damit man es später weitergeben konnte. Die Worte Volks-gemeinschaft, Volksverbunden-heit bekamen einen höherenSinn für sie.“ (Steup 1936: 193)In Band zwei lebt Wiete dannbei Farmern in Deutsch-Südwestund in Deutsch-Ostafrika. DasBuch wirbt genau wie "Mädelsim Tropenhelm" (Diel 1942) fürden deutschen kolonialen Ge-danken. In 88 Einzelheften er-schien von 1940 bis 42 die Ko-lonialbücherei „Erlebnisse undAbenteuer tapferer, wagemuti-ger Deutscher in unseren Kolo-nien, in fernen Ländern und auffernen Meeren“. Ziel all solcherBücher ist die Rückgewinnungder Kolonien. Sie waren ange-siedelt im national-rechten Mi-lieu der Weimarer Republik, dasden Versailler Vertrag und diedort festgelegte Rückgabe derKolonien niemals akzeptierte.

Kinderbücher in der DDR: Mühsam ändert sich etwas Die Kinder- und Jugendliteraturder DDR hatte sich sehr schnellzu einem eigenständigen Zweigder deutschsprachigen Literaturentwickelt (Dolle-Weinkauff1990). Insbesondere aufgrunddes kulturpolitischen Umfeldeswaren die Bedingungen besserals in der BRD. Für vieleSchriftstellerInnen, die aus derEmigration zurückkehrten, wa-ren humanistische und sozialis-tische Ideale prägend. Das Buch„Ulle Bams wunderbare Reiseum die Erde“ (Willroda 1949)wirkt sehr konstruiert, aber esist ein Versuch, Hunger und Ko-lonialismus zu erklären. Die Ar-beit mit Kinderbüchern wurde1956 Bestandteil des Deutsch-unterrichts. So erklärte der damalige Kulturminister der DDR,Johannes R. Becher: „Vom Deutschunterricht undvon den Büchern, welche dieKinder zum lesen erhalten,hängt es wesentlich ab, inwelcher Richtung ihr literari-scher Geschmack sich entwi-ckelt, ihr politisches Urteil, ihrMenschsein, ihr Menschlich-sein.” (Emmrich 1979: 13)Der Lesekanon umfasste auchein Buch zum Thema Afrika:Ludwig Renns "Neger Nobi".Später änderte sich der Titel in"Nobi" (Renn 1955). Held desBuches ist Nobi aus dem Ka-meruner Grasland. Ende der1950er Jahre gab es vermehrtAuseinandersetzungen mit derAbenteuerliteratur. Als proble-matisch wurde beispielsweisedie Tradition von Karl May emp-funden, dessen Weltbild regres-siv, entwicklungsfeindlich undvon kulturpessimistischen Zügenbeherrscht sei und gleichzeitigden deutschen „Übermenschen“propagiere (Emmrich 1979: 34,35). In diesem Kontext ist insbe-sondere Götz Richter zu nennen,der seine Bücher als sozialisti-sche Alternative zu imperialisti-schen Autoren sah. Schon 1954setzte er sich abgrenzend vonKarl May für eine „Abenteuerli-teratur neuer Qualität“ ein.(Emmrich 1979: 202). Von be-sonderer Bedeutung ist seineSavvy Trilogie (Richter 1955-63), ein dreiteiliger, typischerEntwicklungsroman. Der Held istAnfangs etwas naiv, entwickeltsich dann und tritt in den anti-kolonialen Kampf ein. In Rich-ters Büchern sind Menschen ausAfrika die HeldInnen und Sub-jekte sozialer Kämpfe. Mit „Sturmüber Südwestafrika“ erschien1962 ein kritisches Buch überden Hererokrieg (May 1962).Bücher mit afrikanischen Mär-chen oder traditionellen Moti-ven waren in der DDR sehr ver-breitet (Joswiakowsko 1962, Da-dié 1975). 1984 erschien mit„Labyrinth im Kaoko-Veld“ auchein Buch mit einem weißen Hel-den über den Kampf der Swapoin Namibia (Beetz 1984).

Kinderbücher in der BRD: Mühsam ändert sich etwas In der Bundesrepublik wurdendie alten Expeditionsberichteimmer wieder aufgelegt. DasBuch „Der Schatz des Halim Pa-scha“ (Mader 1954) ist eine ge-kürzte Fassung des Buches„Ophir“ von 1911. Friedrich Wil-helm Mader ergreift in seinenBüchern klar Partei für die teil-weise aus dem deutschen Kai-serreich eingewanderten Burenund vermittelt die nationalis-tisch-imperialistischen Ideendes deutschen Kaiserreiches(Mader 1961). Für die 50er Jahreist Ilse Friedrich zu nennen. In„Mädchen im Tropenhelm“schreibt sie noch 1953 von„Deutsch-Ostafrika“(Friedrich1953), während in „Alle TageAfrika“ drei weiße jugendlicheHelden spannende Jagden miteinem Großwildjäger erleben(Friedrich 1954). Anfang der1960er Jahre veröffentlichte derRavensburger Verlag eine „Le-bendige Geographie“, in der esheißt: „Am Südzipfel von Afrikahaben Europäer ein Stück Landgefunden, in dem es kühl genugist, dass sie dort angenehm le-ben und arbeiten können. (...)Aber der größte Teil Afrikas bleibtheiß und schläfrig. Europäer ha-ben verschiedene Teile des Lan-des in Besitz genommen. Abersie konnten Afrika nicht ändern.Es ist immer noch ein Land, in-dem viele Menschen genausoleben, wie ihre Stämme seitzahllosen Jahren gelebt haben,ohne sich um die Veränderungenund Fortschritte in der übrigenWelt zu kümmern.“ (Werner1962:40).Ein Typisches Beispiel für die60er und 70er Jahre ist MoritzPathé, der sein Interesse auf dieTierwelt Afrikas richtet. DieMenschen aus Afrika, die ledig-lich am Rande vorkommen,sprechen keine vernünftigeSprache und nehmen durchweguntergeordnete Positionen ein. 1972 erschien mit „Julia ausAfrika“ ein Buch über das idylli-sche Leben eines weißen Mäd-chens auf einer Farm im Apart-heidstaat Südafrika. Ein zu min-dest gut gemeintes Buch ist An-nelies Schwarz „Akuabo, seiwillkommen“ (1990). Nachdemsie die Schule abgeschlossenhat, reist die 17-jährige Sonjanach Ghana, um zu helfen. Diesverdeutlicht die bis heute inEuropa vorhandene Vorstellung,dass Weiße auch ohne jedeQualifikation in Afrika helfenkönnen. Die seit einigen Jahrzehnten ge-führte Debatte um das Afrika-bild in deutschsprachigen Kin-derbüchern hat sich in zahl-reichen wissenschaftlichen Stu-dien niedergeschlagen. Für dieLiteratur seit den 60er Jahrenseien folgende erwähnt: Brigitta Benzing hat einen Groß-teil der Bücher untersucht, diezwischen 1967 und 1977 er-schienen sind (Benzing 1978).Dabei zeigt sich, dass in einemDrittel der Bücher keine Afrika-nerInnen vorkommen und dassdas Interesse größtenteils derTierwelt gilt. Afrika dient meistlediglich als Kulisse für dieAbenteuer der Weißen. Nur injedem achten Buch stehen afri-kanische Helden im Mittelpunkt.In einer umfassenden Untersu-chung dokumentiert der Politik-wissenschaftler Jörg Becker(1977) den Rassismus und Euro-zentrismus in den Darstellungender sogenannten Dritten Welt inbundesdeutschen Kinder- undJugendbüchern bis Ende der60er Jahre. Dabei stellt er fest,dass nicht industrialisierte Ge-sellschaften stets in untergeord-neten oder dienenden Positio-nen dargestellt und nach euro-päischen Wertesystemen beur-teilt werden. In diesem Zusam-menhang hat Becker verschie-dene Syndrome herausgearbei-tet (Becker 1981). Das Vermei-dungssyndrom kennzeichnet dieTendenz, die Dritte Welt aufeine exotische Kulisse zu reduzieren und die Thematisierunggesellschaftlicher Konflikte zuvermeiden. Das Abenteuersyn-drom verweist auf die Inszenie-rung weißer Helden und das De-fizitsyndrom auf die Inszenie-rung vermeintlicher Defizite ge-genüber den europäischen Ge-sellschaften. Das Harmonisie-rungssyndrom verkürzt und ver-niedlicht politische Konflikte aufeine private Ebene. Jörg BeckersTheorie der Syndrome, von de-nen hier nur einige erwähntwerden können, eignet sich bisheute gut, um Kinder- und Ju-gendbücher kritisch zu analysie-ren und zu bewerten. Kodjo At-tikpoe zeigt in seiner Studieüber die Bücher von 1980-1999wie lange sich dumme Klischeesauch in Titeln von Verlagen hal-ten, die für engagierte Arbeit imBereich der Kinder- und Jugend-literatur bekannt sind (Attikpoe2003)Der Verein Baobab Book(http://www.baobabbooks.ch/)aus der Schweiz verlegt nichtnur selbst positiv zu wertendeKinderbücher, sondern veröf-fentlicht auch jedes Jahr einVerzeichnis für empfehlenswerteKinderbücher unter dem TitelKolibri.

Das N-Wort... und dann? Seit vielen Monaten wird heftigdarüber debattiert, ob das Wort„Neger” aus Kinder- und Jugend-büchern getilgt werden soll. Daserstaunlichste an diesen Diskus-sionen ist vermutlich, wie vieldem Wort zugetraut wird. Seine AnwältInnen sehen den Er-halt des Wortes „Neger“ alsSchutz gegen übertriebene politi-sche Korrektheit, als Schutz der„Souveränität der Kunst“ (Mayr-Keber 2013) oder gar als Schutzvor Zensur mit Verweis auf Artikel5 des Grundgesetzes (Greiner2013). Die Gegenseite, die nurnoch von „N-Wort“ spricht, trautdem Wort „Neger“ bzw. seiner Ab-schaffung mindestens ebenso vielzu. Noah Sow (2013) erklärt imNamen der „Stimmen der Ver-nunft“, dass die NutzerInnen desN-Wortes gewalttätige Rassistenseien, was sich „in der aktuellenPresselandschaft gerade gutnachvollziehen“ ließe. Esther Sle-vogt (2013) stellt begeistert fest,dass die N-Wort-Debatte gar „dieKultur dieses Landes nachhaltigumkrempeln“ wird und Georg Diez(2013) traut dem N-Wort bzw.seiner Abschaffung mindestensebenso viel zu, wenn er eupho-risch in einer Spiegelkolumne er-klärt: „Deutschland wird freier,schöner und aufgeklärter sein,wenn nicht nur Kinderbücher aufdas N-Wort verzichten - sondernwir alle.“. All diese tiefgreifenden gesell-schaftlichen Transformationen sollder Erhalt bzw. die Abschaffungdes Wortes „Neger“ aus Kinder-und Jugendbüchern ermöglichen.Wenn im Zuge der hitzigen De-batten noch nicht klar wurde, wasdas kleine Wort eigentlich genauvermag, so steht zumindest einesfest: es vermag zahlreiche Gemü-ter zur Weißglut zu bringen.Aber in wie vielen Kinder- und Ju-gendbüchern kommt dieser Begriffdenn eigentlich vor? Es ist schonbezeichnend, dass die gesamteDebatte sich im Wesentlichen umeine Handvoll Bücher dreht, da-runter: „Pippi Langstrumpf“ vonAstrid Lindgren (1940er Jahre),„Die kleine Hexe“ von OtfriedPreußler (1957) und „Jim Knopf“von Michael Ende (1960). Ange-sichts solcher Erscheinungsjahreund der Tatsache, dass der Begriff„Neger“ kaum in Kinder- und Ju-gendbüchern vorkommt, erscheintdie Debatte ziemlich gestrig undinflationär. Und wie geht es weiter nach dem„N-Wort“? Nicht wenige ältereaber auch neuere Kinder- und Ju-gendbücher (re)produzieren rassis-tische und koloniale Bilder, ohnedabei das N-Wort explizit zu nut-zen. Was soll mit diesen Bücherngeschehen? Gilt die Überarbeitungbzw. Zensur (je nach Standpunkt)nur für Bücher, die explizit das N-Wort nutzen, oder auch für Bücher,die „problematische“ Bilder(re)produzieren? Wer entscheidetdarüber, was „problematisch“ istund was nicht? Und wer entschei-det, wie diese Bücher umgeschrie-ben werden sollen?Angesichts dieser heiklen Fragenund Herausforderungen wäre ver-mutlich die nachhaltigste gesell-schaftliche Transformation, denKindern und Jugendlichen kritischeKompetenzen im Umgang mit sol-chen Bildern zu vermitteln. DieserProzess müsste allerdings von El-tern, Kindergärten, Schulen, Verla-gen, Medien, etc... getragen wer-den. Wenn die „N-Wort-Debatte“dazu beitragen kann, einen sol-chen Prozess in Gang zu setzen,dann vermag sie vielleicht dochmehr, als nur heiße Gemüter zuproduzieren.

„Do it Yourself“: Die Qualität des Umgangsmit „Afrika“ in Kinder- und Jugendbüchern – oderauch in sogenannten „Afrika Projekten in KITAS und Schulen – lässt sich schnell mit ein paar einfachen Fragen kritisch bewerten:• Sind die Illustrationen kli-scheehaft oder haben die dar-gestellten Menschen individu-elle Gesichtszüge? • Werden „AfrikanerInnen” alshandelnde Personen dargestelltoder auf eine StatistInnenrolleoder gar auf eine exotische Ku-lisse reduziert? • Kommen „AfrikanerInnen“ zuWort oder wird nur über sie bzw.in ihrem Namen gesprochen?• Werden nur Natur und Dörfergezeigt oder auch Städte? • Wird Afrika auf Problemeund Defizite reduziert oderwird die Vielfalt und Komplexi-tät der Lebensrealitäten ge-zeigt? • Wird Afrika als von der Weltisoliert dargestellt oder werdendie Verflechtungen mit derWelt gezeigt und thematisiert?


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Welches afrikanische Land hat ein Ministerium zur Entwicklung von Europa? Die Hierarchie ist klar: ‚Wir hier oben’ in Europa sind ent-wickelt und bringen ‚die da unten’ in Afrika auf Vorder-mann. So großzügig sind die Staaten und die NGOs inEuropa. Weil wir aber seitens der Aktion 3.Welt Saar derMeinung sind, dass etwas schief läuft, wenn immer die eine Seite die andere entwickelt, haben wir einen OffenenBrief an Afrika formuliert: Deutschland braucht Deine Hilfe - sofort. Mit Expertenteams & Know - how

Hallo Afrika, seit Jahrzehnten leisten „wir“ Ent-wicklungshilfe für Dich, Afrika,staatlich und privat. Wir leisten unssogar ein eigenes Ministerium, das„Bundesministerium für wirtschaftli-che Zusammenarbeit und Entwick-lung“ (BMZ). Ständig haben wirExpertenteams und Soldaten bei Dir„da unten“, die helfen und Dir denWeg zeigen. Jetzt bauen wir sogar inder Sahara ein riesiges Stromkraft-werk (desertec) und werden Ökostromfür Europa produzieren. All dies kostetviel Geld. Längst kommen wir nichtmehr nur mit dem erhobenen Zeige-finger daher. Wir haben gelernt undunsere Defizite in der Präsentationaufgearbeitet: Gender Mainstreaming,Nachhaltigkeit, Vernetzung, Hilfe zurSelbsthilfe sind längst zu unseremStandardrepertoire geworden.Manch mal geben wir uns auch Mühe,Dich jenseits von Sonne, Safari &Bürgerkrieg zu sehen, auch wenndieses Afrikabild zugegebenermaßendoch noch recht weit verbreitet beiuns ist und wir gerne damit hantie-ren.Und was machst Du, Afrika? Wo sindDeine Expertenteams und Soldatenaus Burundi, Ruanda, Angola, Kame-run, die „uns“ in Deutschland nach-haltig „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten?Wo sind die afrikanischen Länder, diesich auch ein staatliches „Ministe-rium zur Entwicklung von Europa“leisten? Zugegeben, wir fangen nichtbei null an. Wir sind sehr produktivund könnten uns ein vergnüglichesLeben mit lockeren 20 Stunden Ar-beitszeit und weniger leisten. Allehätten genug. Aber wir bekommendie Verteilung unseres Reichtumsnicht auf die Reihe. Irgendwas ma-chen wir falsch. „Wir“ leben eindeu-tig über unsere Verhältnisse, ökolo-gisch, verbrauchen zu viel Energie,haben berechtigte Angst vor Alters-armut und leisten uns nicht nur inder Medizin den zweifelhaften Rufeiner Zwei-Klassen-Gesellschaft.Hier brauchen wir ganz dringendRat und Hilfe von Experten aus denverschiedenen afrikanischen Län-dern. Afrika, Du musst aufhören, Europaund insbesondere uns in Deutsch-land mit Ignoranz zu strafen. Dashaben wir nicht verdient. Uns stehtein menschenwürdiges Leben zu.Dies ist eine menschenrechtlicheVerpflichtung, der Du Dich nicht ent-ziehen kannst. Du, Afrika, musstDeutschland (und Europa) helfen,jetzt und sofort; mit Expertenteams,Soldaten und mit Know-how. Staat-lich und privat. Auch die afrikanischeZivilgesellschaft muss mitmachen.Das ist unsere Forderung. Hochachtungsvoll Deine Aktion 3.Welt Saar


„Sprache sollte lebendig sein undsich unserem Alltag anpassen. In„Die kleine Hexe“ von OtfriedPreussler wurde aus dem „Hotten-tottenhäuptling“ ein „Seeräuber“,und der Begriff „Negerlein“ bei ei-ner Fastnachtsfeier wird durch„Messerwerfer“ ersetzt. Denn einem5-jährigen Kind mag ich beimVorlesen nicht erklären müssen,warum „N“ im Buch nicht bösegemeint ist, aber in seinem nor-malen Alltag herabwürdigend be-nutzt wird. Und wie empfindenKindern mit dunkler Hautfarbe dasN-Wort in einem Buch?”Ingrid Röder, Buchhändlerin(Buchhandlung Rote Zora Merzig)

„Zur N-Wort Debatte: Wer mit derWaffe der Kritik gegen das Übel derWelt kämpft, hat nicht so vieleMöglichkeiten zur Auswahl, alsdass er sich den Luxus leistenkönnte, auf einige davon zu ver-zichten. Es kann dienlich sein, fürdie Ächtung eines bestimmten Vo-kabulars zu kämpfen, es kann ge-nauso dienlich sein, dieses seinemBesitzer um die Ohren zu hauen.Eine moralische Haltung ist nichtdasselbe wie eine moralistische Po-litik und Knigge ein schlechter Rat-geber im antirassistischen Kampf.“Deniz Yücel, Journalist, taz. die tageszeitung, Berlin

„Hartnäckig schwärmen Medien(Film, Werbung, populäre Zeitschrif-ten) für ein Afrika-Bild der Tromm-ler, der Hitze, des Hungers, derKrankheit, der Bürgerkriege, deridyllischen Natur. Auch pädagogi-sche Literatur ist keine unschuldigeLiteratur, sondern vermittelt Selbst-bilder einer Gesellschaft. In derKonstruktion des deprimierendenAfrika-Bildes spielt sie eine wichtigeRolle.."Prof. Dr. Albert Gouaffo, UniversitätDschang (Kamerun)"

„Bilder von Anderen – ob verbaloder visuell – sind tückisch und kli-scheebeladen. Sie sagen oft mehrüber das Eigene als über dasFremde aus. Der eurozentristischeBlick auf Afrika birgt bis heute ko-loniale Machtphantasien. Jenseitsder Diskussion um das „N-Wort“ istes daher vor allem wichtig, rassisti-sche Bilder in Literatur, Kunst undPolitik zu analysieren..“Rosaly Magg, iz3w, Freiburg

„In einer zusammenwachsendenWelt, in der immer mehr Menschendie Gleichwertigkeit und Gleich-würdigkeit der Völker erkennen,sollte das jahrhundertealte euro-päische Überlegenheitsdenkenendlich abgelöst werden durch dieEinsicht , dass es um eine gerechteVerteilung der Rohstoffe und desWissens auf dieser Erde geht. Dazugehört auch ein ausgewogenesAfrikabild in Büchern und anderenMedien.”Robert Katianda, Betriebswirt,AfroDeutsche e.V., Nürnberg

„Der Verzicht auf diskriminierendeund verletzende Formulierungen istrichtig, aber er ändert noch nichtsan gesellschaftlichen Zuständen.Real stattfindende Diskriminierungwird nicht erst durch die Wortwahl'konstruiert', sondern existiert auchohne N- und ähnliche Worte. Sielässt sich also nicht allein durchderen Änderung abschaffen.”Daniel FleischPolitologe, Frankfurt

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