Datei:2013-05-23 (1) pe offener brief an afrika - deutschland braucht deine hilfe vortrag zur n-wortdebatte saarbruecken mai2013.pdf

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23.5.2013 / Nr. 10

Zum Deutschen Entwicklungstag, 25.5.2013: Offener Brief an Afrika – Entwicklungshelfer nach Deutschland gefordert. Aktion 3.Welt Saar für Perspektivenwechsel. Vortrag zur N-Wort-Debatte und kolonialen Afrikabildern: 24. Mai 2013, Saarbrücken

Deutschland und andere EU Länder senden seit Jahrzehnten Entwicklungshelfer und –helferinnen in afrikanischen Länder und leisten staatlich und privat Entwicklungshilfe. Damit die einen sich als entwickelt fühlen können, müssen sie die anderen als Unterentwickelte sehen, denen großzügige Hilfe zuteil wird. Diese einseitige Sichtweise stellt die Aktion 3.Welt Saar in Frage und plädiert für einen Perspektivenwechsel. Zum „Deutschen Entwicklungstag“, der bundesweit am 25. Mai stattfindet, veröffentlicht sie einen „Offenen Brief an Afrika“. Der Brief wird bei der Veranstaltung in Saarbrücken verteilt und auf der Webseite veröffentlicht. In dem Brief fordert sie „Deutschland braucht Deine Hilfe - sofort. Mit Expertenteams, mit Know how.“

Man leiste sich sogar ein eigenes Ministerium, das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Aber „Wo sind die afrikanischen Länder, die sich auch ein staatliches ‚Ministerium zur Entwicklung von Europa’ leisten?“, heißt es in dem Brief. In Deutschland lebe man ökologisch über seine Verhältnisse, verbrauche zu viel Energie und habe Angst vor Altersarmut. „Hier brauchen wir dringend Rat und Hilfe von Experten aus verschiedenen afrikanischen Ländern.“ Der Brief endet mit dem Plädoyer: „Afrika muss aufhören, Europa und insbesondere Deutschland mit Ignoranz zu strafen. Das haben wir nicht verdient. Afrika muss Deutschland helfen, mit Expertenteams, mit Know-how.“

Bei der Auftaktveranstaltung in Saarbrücken am Vorabend zum „Deutschen Entwicklungstag“ organisiert die Aktion 3.Welt Saar einen Vortrag zur N-Wort Debatte und kolonialen Afrikabildern: „AfrikaBilder - Rassismus im Kinderbuch“, Freitag, 24. Mai 2013, 20 Uhr, Saarbrücken, Haus Afrika, Großherzog Friedrich Straße 37. Referentin ist Gertrud Selzer. Sie ist Vorstandsmitglied der Aktion 3.Welt Saar, selbstständige Buchhändlerin und hat zu dem Thema mehrere Artikel verfasst. Die Ankündigung des Verlages, das Wort „Neger“ aus dem Kinderbuch „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler zu streichen, löste eine heftige Pro-und Contra-Debatte aus. Die einen schworen auf die Unveränderbarkeit von Literatur, die anderen begrüßten die Streichung eines offensichtlich rassistischen Begriffes.

Die Veranstaltung zur N-Wort Debatte und die Präsentation des „Offenen Briefes an Afrika“ der Aktion 3.Welt Saar (www.a3wsaar.de) findet im Rahmen des Deutschen Entwicklungstages, 25.Mai 2013 (www.entwicklungstag.de) statt.

Hintergrundinformationen:

Ein Radio-Interview mit Gertrud Selzer zur N-Wort Debatte im Freien Radio Erfurt: http://goo.gl/kJBwl. Das Interview wird fleißig und kontrovers kommentiert. Und wie so oft in Deutschland, gibt es dann auch solche Kommentare: „Ihr seid schlimmer als die Bücher verbrennenden Hohlköpfe während des 1000 Jährigen Reiches. Wer schützt uns vor solchen Wirrköpfen???“, „Aus Geschichtsbüchern wird ja auch nicht Hitler entfernt.“

Gertrud Selzer hat für die Aktion 3.Welt Saar die Flugschrift „10 Kleine Negerlein - AfrikaBilder & Rassismus im Kinderbuch" mit verfasst: http://goo.gl/OQhwi


Offener Brief an Afrika

Deutschland braucht Deine Hilfe - sofort. Mit Expertenteams & Know-how

Hallo Afrika,

seit Jahrzehnten leisten „wir“ Entwicklungshilfe für Afrika, staatlich und privat. Wir leisten uns sogar ein eigenes Ministerium, das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (BMZ). Ständig haben wir Expertenteams „da unten“, die helfen, Euch den Weg zeigen. Jetzt bauen wir sogar in der Sahara ein riesiges Stromkraftwerk (desertec) und werden Ökostrom für Europa produzieren. All dies kostet viel Geld. Längst kommen wir nicht mehr nur mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Wir haben gelernt und unsere Defizite in der Präsentation aufgearbeitet: Gender Mainstreaming, Nachhaltigkeit, Vernetzung, Hilfe zur Selbsthilfe sind längst zu unserem Standardrepertoire geworden. Manchmal geben wir uns auch Mühe, Dich jenseits von Sonne, Safari & Bürgerkrieg zu sehen, auch wenn dieses Afrikabild zugegebenermaßen doch noch recht weit verbreitet bei uns ist und wir gerne damit hantieren.

Und was macht Afrika? Wo sind die Expertenteams aus Burundi, Ruanda, Angola, Kamerun, die „uns“ in Deutschland nachhaltig „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten. Wo sind die afrikanischen Länder, die sich auch ein staatliches „Ministerium zur Entwicklung von Europa“ leisten? Zugegeben, wir fangen nicht bei null an. Wir sind sehr produktiv und könnten uns ein vergnügliches Leben mit lockeren 20 Stunden Arbeitszeit und weniger leisten. Alle hätten genug. Aber wir bekommen die Verteilung unseres Reichtums nicht auf die Reihe. Irgendwas machen wir falsch. „Wir“ leben eindeutig über unsere Verhältnisse, ökologisch, verbrauchen zu viel Energie, haben berechtigte Angst vor Altersarmut und leisten uns nicht nur in der Medizin den zweifelhaften Ruf einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Hier brauchen wir ganz dringend Rat und Hilfe von Experten aus den verschiedenen afrikanischen Ländern.

Afrika muss aufhören, Europa und insbesondere Deutschland mit Ignoranz zu strafen. Das haben wirnicht verdient. Uns steht ein menschenwürdiges Leben zu. Dies ist eine menschenrechtliche Verpflichtung, der sich auch Afrika nicht entziehen kann. Afrika muss Deutschland (und Europa) helfen, jetzt und sofort; mit Expertenteams, mit Know-how. Staatlich und privat. Auch die afrikanische Zivilgesellschaft muss mitmachen. Das ist unsere Forderung.

Hochachtungsvoll

Deine Aktion 3.Welt Saar

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