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Trier, den 31. Juli 2008

Pressemitteilung. Ausstellung über Antisemitismus in der DDR in der VHS eröffnet am 13. August 2008

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Trier und die Aktion 3. Welt Saar präsentieren die Ausstellung „'Das hat's bei uns nicht gegeben' – Antisemitismus in der DDR“. Die Ausstellung läuft vom 13. August bis 7. September 2008 und ist Montag bis Freitag im Atrium der VHS Trier, Domfreihof 1b, 54290 Trier von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen, Samstag und Sonntag von 10 bis 13 Uhr. Sie wird am 13. August 2008 mit einem Vortrag des Historikers Arno Lustiger, einem Holocaust-Überlebenden, über „Stalin und die Juden. Antisemitismus und Antizionismus in der Sowjetunion“ im Vortragsaal der VHS Trier um 20 Uhr eröffnet. Grußworte sprechen Dr. Mark Indig (DIG AG Trier), Rüdiger Fries (Aktion 3. Welt Saar) und Rudolf Hahn (VHS Trier).

Die Ausstellung thematisiert eine Grundfrage in der teils mangelhaften Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in der DDR. Die DDR verstand sich selbst als antifaschistischer Staat und betrachtete den Faschismus als erledigt. Für die Staatsführung und ihre Geschichtspolitik spielte die Verfolgung der Arbeiterbewegung im Nationalsozialismus eine zentrale Rolle, während der Juden als zentral verfolgter Gruppe weitaus weniger gedacht wurde. Auch in den Familien oder Gemeinden wurde die Vergangenheit der Judenverfolgung beschwiegen. Daher blieb auch der Bodensatz des Antisemitismus unangetastet. Bis heute hält sich der Mythos, es hätte in der DDR keinen Antisemitismus gegeben. Doch auch in der DDR gab es nach sowjetischem Vorbild Kampagnen gegen „jüdische Kosmopoliten“ und „zionistische Agenten“.

Die Ausstellung beruht auf einem mikrohistorischen Geschichtsprojekt, das an acht Orten in den neuen Bundesländern von Jugendlichen unter historisch-pädagogischer Anleitung durchgeführt wurde. Sie erforschten, wo in ihrer Heimatgemeinde der jüdische Friedhof lag, wie damit umgegangen wurde und wie es um die Akzeptanz der überlebenden jüdischen Gemeinden bestellt war. Sie fragten nach, wie die Lokalzeitung Israel thematisierte. Wissenschaftlich begleitet von einem Beirat flossen die Untersuchungsergebnisse der Jugendlichen in die Ausstellung ein. In den fünf neuen Ländern hat die Ausstellung der Amadeu-Antonio-Stiftung kontroverse Diskussionen ausgelöst und eine breite Öffentlichkeit erreicht. Als erste westdeutsche Ausstellungsstation wird sie in Trier präsentiert, begleitet von einem Rahmenprogramm zu Antisemitismus in der Linken und in fundamentalistischen Befreiungsbewegungen. Die Präsentation erfolgt in Kooperation mit der Volkshochschule Trier und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Sie wird im Rahmen des Bundesprogramms „Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ gefördert.

Hintergrundinformationen zum Eröffnungsvortrag:

Zum Gegenstand des Vortrags von Arno Lustiger:

Waren jüdische Antifaschisten in der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg während des Verteidigungskampfes gegen die Nationalsozialisten noch gefragt, so zeichnete sich nach dem Krieg ein anderes Bild ab. Die Akteure des Jüdischen Antifaschistischen Komitees (JAFK) gerieten in die Mühlen der stalinistischen Herrschaft. Ermittlungen wurden gegen die Mitglieder des JAFK eingeleitet. Nachdem anfangs das jüdische nationale Projekt in Palästina und die Gründung Israels auch diplomatisch unterstützt wurde, zeichnete sich bald eine antizionistische Kehrtwende in der sowjetischen Politik ab, in deren Zuge auch das JAFK isoliert wurde und mehr und mehr Juden verfolgt wurden. Zunächst startete eine Kampagne gegen die „wurzellosen Kosmopoliten“, als die die jüdischen Akteure diffamiert wurden, später weitete sich die Aktivität des stalinistischen Apparats gegen eine konstruierte „zionistische Verschwörung“ aus. Diese Propaganda, die auch in den Satellitenstaaten des sowjetischen Imperiums nicht folgenlos blieb und eine Reihe von Schauprozessen zur Folge hatte, bedrohte zunehmend die jüdischen Gemeinden in Osteuropa, die teilweise ihr Heil in der Emigration suchten. Der Vortrag beleuchtet den Zusammenhang zwischen Antizionismus und Antisemitismus am Beispiel zentraler Entwicklungen in der Sowjetunion.

Zum Vortragsgast:

Prof. Dr. Arno Lustiger ist Holocaust-Überlebender. Er war während des Krieges in einem Nebenlager der KZ Auschwitz inhaftiert. Am Ende der Lagerzeit konnte Lustiger von einem der Todesmärsche fliehen. Seit der Nachkriegszeit lebt er in Frankfurt/Main, wo er ein Textilunternehmen führte. Vor allem in seinem Ruhestand hat er sich der historischen Forschung zugewandt. Er forscht über Themen der deutsch-jüdischen Geschichte, über den jüdischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und im spanischen Bürgerkrieg sowie über die stalinistische Judenverfolgung.

Weitere Vorträge im Rahmenprogramm der Ausstellung:

15.08.2008 Vortrag: Olaf Kistenmacher MA, Historiker, Hamburg: Was ist neu am 'neuen Antisemitismus'? Antizionismus in der KPD der Weimarer Republik

21.08.2008 Vortrag: Dr. Klaus Gensicke, Politikwissenschaftler, Berlin: Antisemitische 'Befreiungsbewegung' und die Nationalsozialisten: Das Beispiel des Großmufti von Jerusalem

25.08.2008 Vortrag: Dr. Thomas Haury, Soziologe und Historiker, Freiburg: Das Verhältnis von Antizionismus und Antisemitismus in der DDR

27.08.2008 Vortrag: Johannes Platz, Historiker, Trier: Antiamerikanismus, projektive Kapitalismuskritik und Antisemitismus in der Antiglobalisierungsbewegung

01.09.2008 Vortrag: Christoph Goergen und Christian Hirsch, IN DEN LAUF – Fußball, Fans, Kultur. Eine Gruppe der Aktion 3. Welt Saar: Fußball und Antisemitismus. Über das seltsame Schweigen von Fans und Fußballfunktionären

02.09.2008 Vortrag: Klaus Blees, Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3. Welt Saar, Trier: Kampfbegriff 'Islamophobie': Wie Antisemitismus verharmlost wird und IslamkritikerInnen mundtot gemacht werden

Alle Vorträge um 20 Uhr im Vortragsaal der VHS. Für Rückfragen: DIG AG Trier, c/o Johannes Platz, Trier, e-mail: johannes.platz@uni-trier.de, www.dig-trier.de Aktion 3. Welt Saar, Weiskirchener Str. 24, 66679 Losheim am See, Tel. 06872/9930-56, e-mail: mail@a3wsaar.de, www.a3wsaar.de

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