Datei:2007-01-19 Merzig Neujahrsempfang, Rede Roland Röder.pdf

Aus Archiv der Aktion 3.Welt Saar
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Rede zum Neujahrsempfang 2007 der „Aktion 3.Welt Saar“ am 19.Januar 2007

Es gilt das gesprochene Wort.Teil 1: Fußball und A3WS Teil 2: 25 Jahre A3WS ********************************************** „Und immer wieder Fußball – Ball und Gegner laufen lassen“

Warum hat die A3WS eine Fußball AG ? Drei Antworten zur Auswahl – wie im richtigen Leben als Konsument: 1.Allgemeinpolitische Organisation, kein Projekt in der 3. Welt Wir maßen uns nicht an, andere zu entwickeln – sondern sehen diese Gesellschaft als Entwicklungsland. 2.Weil Fußball ein mächtiges Spiel ist, in dem sich viele für uns wichtige Themen ballen: Demokratie, Bürgerrechte, Asyl, Anti-Rassismus und Antisemitismus 3.Wir machen eh was wir wollen. Die Fußball AG der A3WS ist jetzt ein Jahr alt. Der Gesamtverein 25 Jahre. Die Fußball AG der A3WS setzt sich zusammen aus Fans verschiedener (!) Vereine und setzt sich ein für eine demokratische Fankultur und gegen die Kommerzialisierung. Auf Bundesebene sind wir vernetzt im „Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF) - ..... morgen Leipzig Treffen. Soweit die nüchternen Fakten. Eins vorneweg: Wir gehen das Ganze nicht pädagogisch an und besuchen die Stadien der Republik nicht aus einem pädagogischen Interesse an den Verhaltensweisen unserer Mitmenschen. Wir sind Fans aus Leidenschaft. Spieltag ist Ausnahmezustand. Hinweise am Spieltag zum Vorgarten, der zu jäten ist, Wäsche die aufzuhängen ist, Kinderzimmer, die aufzuräumen sind – all das sind extrem lästige Momente, die den Blick auf das Wichtige verstellen: den Spieltag. Wo sind nun die Überschneidungen zwischen dem Mega Thema Fußball & der A3WS Teil I Fußball & A3WS 1. Demokratie & Bürgerrechte Fußballfans werden meist als Säufer, Schläger, Rassisten, Hooligans, dargestellt, gegen die nur die volle Härte des Gesetzes hilft. Da ist was dran. Die gibt es. So wie es sie auch in der restlichen Gesellschaft gibt. Der Anteil der Idioten auf den Rängen ist in etwa so hoch wie ihr Anteil in der restlichen Gesellschaft auch. Wenn man an jedes Dorf- oder Stadtfest die gleiche Messlatte anlegen würde wie an Fußballfans, so müsste man wahrscheinlich knapp 100 % dieser Feste verbieten oder dürfte sie nur unter Polizeischutz statt finden lassen. Es gibt ein ganzes Arsenal an Mitteln, mit denen grundlegende Rechte von Fußballfans beschnitten werden, ohne dass dies öffentlich groß bekannt wird: 1.Zum Beispiel Stadionverbote & Datei Gewalttäter Sport Einigung zwischen Vereinen und DFB – Vereine können auf Antrag der Polizei Stadionverbote aussprechen, das für die ganze Republik gilt. So weit so gut. Wer etwas Schräges macht, soll bestraft werden. Ist doch ganz einfach. Wenn sie falsch parken, gibt es ein Knöllchen und sie müssen zahlen. Das heißt, jemand schreibt die Nr. ihres Fahrzeuges auf, macht gegebenenfalls ein Foto und teilt ihnen dies mit. Sie können Widerspruch einlegen. Banal. Aber genau dieses Recht gibt es für Fußballfans nicht. -keine Mitteilung – aber sie merken es bei der Ausreise -kein Anhörungsrecht -kein Widerspruchsrecht -keine Rücknahme, wenn Ermittlungsverfahren eingestellt werden -Gefährderanschreiben zur freiwilligen DNA-Probe Egal was man von Fußball hält – hier sollten jedem halbwegs vernünftigen Menschen die Alarmglocken läuten, denn hier werden grundlegende Bürgerrechte außer Kraft gesetzt. 2.RFID Chips – Radio frequently identification Kleine Chips, kleine Sender, mit deren Hilfe jederzeit geortet werden kann, wo sie sich befinden. Technisch besteht die Möglichkeit, diese Chips an allen Waren, die sie im Supermarkt kaufen, anzubringen: Chips, Milch, Dosen, Tafel Schokolade, Waschpulver. Egal – an jeder Ware. Was hat das mit Fußball zu tun? Nun, die Fußball – WM war der erste und größte Freilandversuch für diese neue technologische Möglichkeit des Aushorchens unserer Privatsphäre. Auf allen WM Karten waren diese Chips angebracht. Der Versuch hat funktioniert. Als nächstes sind sie dran – die Nicht-Fußballfans. Vergleichen Sie es mit einem Frosch im Wasser -heißes Wassere – er springt raus -kaltes Wasser – er bleibt – Temperatur steigt – er bleibt und irgendwann ist es zu spät. 3. Ossis sind suspekt Einen weiteren Freilandversuch – sprichwörtlich –gab es im vorletzten Jahr, im März 2005. Beim Spiel Dynamo Dresden gegen 1. FCS wurde das Stadtgebiet von SB von Freitagmittag 14 Uhr bis Samstagmorgen 6 Uhr zu no go area für Dynamo Dresden Fans erklärt. Und vor dem Gästeblock hatte die Polizei Zelte aufgebaut – es war arschkalt draußen – in denen sich weibliche D. Dresdenfans splitternackt ausziehen mussten und abgetastet wurden. Eine der Frauen – sie war damals 16 Jahre – alt, hat gegen diese schikanöse Behandlung geklagt und in der ersten Instanz verloren vor dem VG des Saarlandes in Saarlouis. Der Prozess geht weiter. Auch das ist für uns ein unglaubliches Beispiel dafür, dass Bürgerrechte von Fußballfans mit Füßen getreten werden. 2. Rassismus & Asyl & Antisemitismus Allesamt wichtige Themenfelder, die in der Arbeit der A3WS einen hervorgehobenen Platz einnehmen. Ein paar Beispiele für die Bezüge 1. Fußballer beantragen kein Asyl Kennen Sie einen guten Fußballspieler, der abgeschoben werden soll (oder wurde) aus Deutschland? Ich nicht. Das finde ich ja prinzipiell auch richtig. Nur wäre es mir ganz lieb, wenn es überhaupt keine Abschiebungen mehr gäbe. Ganz offensichtlich wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Wer nicht gut Fußball spielen kann, kommt in das Flüchtlingslager Lebach oder in das Abschiebegefängnis Ingelheim bei Mainz. 2. Migration & Fußball Oder ist ihnen schon mal aufgefallen, dass afrikanische Fußballmannschaften bei Turnieren gut abschneiden – meistens im Bereich U20, U19 und dann mir nichts, dir nichts auseinander fallen. Die Spieler werden von europäischen Teams unter Vertrag genommen und die Liga in den afrikanischen Ländern dümpelt vor sich hin. Es wird nichts in dauerhafte Strukturen investiert. Das hat was mit Migration zu tun. Gute Fußballspieler werden oft schon in Jugendjahren von europäischen Vereinen unter Vertrag genommen und die afrikanischen Fußballvereine gehen leer aus. Afrika als Rohstofflieferant. In dem Fall als „menschlicher“. 3.„Fußballfans sind rassistisch“ Stimmt. Und stimmt nicht. Die Vorfälle sind bekannt: -Hans Rostock -Alemannia Aachen -Cottbus Der DFB hat begonnen, etwas dagegen zu machen: Geldstrafen, die weh tun und die Drohung, Spiele abzubrechen. Das ist gut so. Und es hat lange gedauert. Denn die letzten 20 Jahre hat der DFB nichts getan. Aktiv wurden aber Fans; zum Beispiel BAFF mit der Ausstellung „Tatort Stadion“, die auch in Neunkirchen zu sehen war. Nach einer anfänglichen Zusage hat der DFB seine Unterstützung für die Ausstellung zurück gezogen. Und es gibt Vereine wie Kaiserslautern, Schalke, St. Pauli, die antirassistische Paragraphen in ihrer Satzung stehen haben – auf massive Intervention von aktiven Fußballfans. Hertha BSC druckt jetzt auf Eintrittskarten den Aufdruck, dass NS-Symbole und rechtsradikale Codes – z.B. 18, 88 – nicht erlaubt sind und zum Ausschluss führen. 4. Rassismus in der VIP Loge Aber es gibt auch Rassismus in den VIP-Logen der Stadien. Dort wo die wichtigen Menschen in klimatisierten Räumen sitzen. Diejenigen, denen nicht das Bild anheftet, Säufer, Schläger, Kriminelle – also Fußballhooligans zu sein. Eine kleine Rückblende: Am 18.Mai 2006 lud die FES zur Diskussion ein über Fußball und Rechtsradikalismus. Tatort: Hermann Neuberger Sportschule, Saarbrücken. Teilnehmer u.a. Jo Leinen, Christian Hirsch und Reinhard Klimmt – Ex MP des Saarlandes und Ex-Bundesverkehrsminister. Wegen einem nicht ganz sauberen Fußballdeal mit dem Caritas Manager Doerfert musste er gehen. Egal. Die Diskussion plätscherte so vor sich hin – bis es einen völlig überraschenden Weckruf gab. Reinhard Klimmt war der Verursacher: Uh, Uh Uh Rufe von Fußballfans gegenüber farbigen Spielern sind kein Rassismus. Bitte was? Der Moderator fragt nach. Christian Hirsch fragt nach. Jo Leinen stellt das richtig. Der stellvertr. Juso-Bundesvorsitzende aus Rostock interveniert. Egal. Reinhard Klimmt wiederholt diese Aussage an dem Abend noch öfters. Nach der Veranstaltung wird über diese unglaubliche Entgleisung Stillschweigen bewahrt. Ich frage Sie: Ist das die real praktizierte saarländische Lyoner – Mentalität. Keine Ahnung. Für uns ist diese Aussage nichts anderes als ein Freibrief an Rassisten unter den Fußballfans, ruhig die Sau raus zulassen; aus der Mitte der Gesellschaft. Hier wird eindeutig rassistisches Verhalten –nämlich einen Menschen wegen seiner Hautfarbe und Herkunft abzuwerten – gesellschaftlich geadelt. Kein Journalist fragte nach, kein DFB empörte sich. Ich meine: Wer mit dem Finger auf Fans zeigt, wenn sie rassistische Gesänge anstimmen, der sollte mit dem gleichen Finger auch auf die VIP-Loge zeigen, wenn von dort gleiches verkündet wird. Stattdessen wird alles unter den Teppich gekehrt. Typisch Saarland. Sie meinen – das geht jetzt zu weit. Das ist ein einzelner, das hat nichts mit dem Saarland zu tun. 5. Antisemitismus im Stadion Ok – nächstes Beispiel: Tatort – Ellenfeld Stadion Neunkirchen. Beim Saarlandpokal – Viertelfinale am 3.Mai 2006 zwischen Borussia Neunkirchen und FC 08 Homburg hielten Neunkirchener Fans ein Transparent hoch: „Was für Hitler die Juden, das ist für uns Homburg und sein FCH.“ Es wird später gezeigt werden. Was glauben Sie, was passiert ist? Nichts. Rein gar nichts. Im Gegenteil: Das Bild war bis vor wenigen Wochen noch im Internet zu sehen. Wie komme ich dazu zu sagen, dass nichts passiert ist. Nun, die B.90/Die Grünen haben im saarländischen Landtag eine Anfrage gestellt, zu rassistischen und antisemitischen Vorfällen der letzten Jahre im Saarland: Tabelle zu 2006, AS-Vorfälle: Neunkirchen: Null. Auch eine Möglichkeit, Dinge unter den Teppich zu kehren, die die saarländische Wohlfühlatmosphäre stören. Zur Ehrenrettung der Neunkircher Fußballfans muss man sagen, dass sich hunderte von diesem antisemitischen Transparent distanziert haben – nachzulesen im Gästebuch von Borussia Neunkirchen. Ihnen gebührt mein Dank und Respekt. 6. Antisemitismus auf internationaler Ebene Noch ein letztes Beispiel: In dem UEFA-Pokalspiel im Nov. 2006 zwischen St. Germain Paris – Hapoel Tel Aviv kam es nach dem Spiel zu einer Eskalation. Ein Mob von ca. 150 Fußballfans des Pariser Clubs verfolgte und bedrängte einen jüdischen Fan von Hapoel Tel Aviv. In diese Szene hinein ging ein farbiger Polizist und beschützte den jüdischen Fan. Zumindest versuchte er es, Er zerrte ihn weg von dem Mob. Dieser lies nicht locker und schrie: „Dreckiger Jude, dreckiger Neger, dich bringen wir um.“ Der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Der Polizist schoss irgendwann und tötete einen Fußballfan. Christoph Goergen von der Fußball AG hat zu diesem bedauerlichen Vorfall Stellung genommen und in einer Pressemitteilung geschrieben: „Für mich sind die zwei Schüsse des schwarzen Polizisten auf einen antisemitischen Lynchmob von 100-150 Personen Notwehr. Damit hat er sich und einen jüdsichen Fan von Hapoel Tel Aviv das Leben gerettet.“ Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass unsere Fußball AG die einzige Fangruppe in der gesamten BRD war, die eine solche Erklärung abgegeben hat, dann bekommen sie vielleicht eine Ahnung davon, dass wir als Fußball AG -uns gibt es erst ein Jahr – jetzt schon etlichen anderen Gruppen auf den Geist gehen. 3. Frauen & Fußball Schwieriges Thema. Beim Fußball sind Männer gerne unter sich – zumindest die, die noch nicht im Hier&Jetzt angekommen sind. Johannes Rau, der verstorbene Bundespräsident, hat vor Jahren im Aktuellen Sportstudio die vielleicht wegweisende Antwort gegeben. Auf die Frage, warum denn keine Stadien (heute heißt das Arenen) nach Frauen benannt werden, meinte er sinngemäß: Wie soll das denn gehen. Sollen wir dann sagen „dem Ernst Kuzorra ihm seine Frau ihr Stadion?“ Wo Bruder Johannes Recht hat, hat er Recht. „Ihm seine Frau“ ist eine denkbar schlechte Lösung. Was passiert, wenn „Ihm seine Frau“ von der Leine gelassen wird, war im Oktober 2006 bei einem Pressegespräch der Partei „Die Linke“ zu hören, als Christa Müller – sie wissen schon, „Ihm seine Frau“ loslegte: Der Staat müsse die „Reproduktion des asozialen Milieus“ – sie meinte sozial Schwache Menschen – deutlich verringern. A ha. „Ihm seine Frau“ hat gesprochen und uns ihr Menschenbild präsentiert. Immerhin ist sie familienpolitische Sprecherin der Partei „Die Linke“ im Saarland und „Ihm seine Frau“. Wir bleiben in Saarbrücken – ich komme gleich zur „Linken“ zurück. Zum Regionalligaspiel FCS – Sportfeunde Siegen im August’06 hatten Frauen freien Eintritt. Eine schöne Geste des 1. FCS. Konnte man meinen. Aber wer so dachte, hatte die Rechnung, ohne die ViP-Loge des FCS gemacht. Die Gäste, die man eingeladen hatte, wurden wir folgt vom Stadionsprecher begrüßt: „Liebe Frauen. Das Grüne da unten ist der Rasen. Das Weiße sind die Tore. Das Rote, das ist der Gegner Sportfreunde Siegen. Jubeln dürft ihr erst, wenn unsere Jungs ein Tor gemacht haben und die anderen netten Jungs auf den Rängen die Hände hoch reißen.“ Da ging uns sprichwörtlich in der Fußball AG der Gaul durch. Das konnte nicht sein. Wir veröffentlichten eine PE, in der Christoph Goergen von der Fußball AG diesen Auftritt wie folgt kommentierte: „Mit solchen coolen Männerwitzen auf Kosten von Frauen werden diese für dumm verkauft. Die Botschaft lautet: Fußball ist eine reine Männerwelt, inder Frauen weder auf den Rängen noch auf dem Rasen etwas zu suchen haben.l Und wenn sie sich ins Stadion verirren, sind sie ein Anhängsel von Männern und geben eine nette Kulisse für gepflegte Herrenwitze ab.“ Immerhin, die SZ griff es auf, brachte es auf die Titelseite, der FCS ruderte zurück. Es soll alles nicht so gemeint gewesen sein. Frauen werden als Dummchen tituliert. Und dann war es nicht so gemeint. Kommt einem irgendwie bekannt vor. Die Bilder gleichen sich. Auch hier muss ich – ich mache es gerne – zur Ehrenrettung der FCS Fans ausführen: Mal abgesehen von den recht dumpfbackenen Pöbeleien auf der Internetseite www.ludwigspark.de, gab es im Forum der offiziellen Vereinsseite viel Zustimmung für unsere Intervention. Zum Teil erhielten wir auch Zuschriften, dass es ja in Wirklichkeit noch viel schlimmer sei. Nun denn, wenn denn die Intervention unserer Fußball AG dazu beigetragen hat, dass es beim FCS etwas zivilisierter zugeht, so wollen wir zufrieden sein. Ich komme zurück zur Partei Die Linke. „Ihm seine Frau“ hatte ich bereits zitiert. Aber wo Schatten ist, da ist auch Licht. Und jemand von der Partei „Die Linke“, der Licht ausstrahlt, hatten wir im Oktober letzten Jahres zum Probetraining bei uns: Jan Korte, innenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion war unser Gast. -nettes Gespräch über dies und das -dann haben wir uns gedacht: Butter bei den Fisch – das machen wir jetzt konkret: Bürgerrechte für Fußballfans und Rassismus bei Fußballfans. .... Wir erzählten ihm das, was ich ihnen auch erzählt habe und regten an, dass er dazu eine Anfrage schreibt an die Bundesregierung. Gesagt getan. Er sagte es zu und voilà – der nette Mann hielt Wort. Das muss man ihm hoch anrechnen. Er ist Antifussballer. Die Anfrage wurde diese Woche gestellt – sie liegt drüben am Infostand aus. So landet denn die A3WS über den Fußball mal wieder in der hohen Politik. Ich hoffe, ich konnte ihnen einigermaßen vermitteln, dass Fußball so weit weg vom sonstigen Leben gar nicht ist. Irgendwie ist es doch egal, ob man selbst Fußballfan oder meinetwegen Antifußballer ist – man landet immer wieder bei den gleichen Themen. II 25 Jahre A3WS Mit der hohen Politik beschäftigen wir uns allerdings auch sonst in unserem Jubiläumsjahr. 4 Schwerpunkte 1.Der unbesiegte ritterliche Verteidiger Deutsch Ostafrikas .... Paul von Lettow-Vorbeck Völkermörder, Kolonialmilitär, blutiger Hinhaltekrieg im 1. Weltkrieg. Bis heute in Saarlouis hoch verehrt (20.3.1870 dort gebohren): Ehrenbürger der Stadt. Und wenn sie im Internet nach Paul von Lettow Vorbeck suchen finden sie weit über 30 Einträge – aber keinen Eintrag von dem 1991 durch einen Brandanschlag in Saarlouis ermordeten Flüchtling Samuel Yeboah. 2.Eine Fahrt nach Ingelheim am Rhein ist eine schöne Stadt. Na ja. Das Abschiebegefängnis Ingelheim ist eher ein Ort der Tristesse. Das gemeinsame A. für das Saarland Rheinland-Pfalz. Von 150 Plätzen sind 40 belegt, bewacht von 60 Wärtern und von 7 Hunden. Wer dort einsitzt, hat i.d.R. i m klassischen Sinne keine Straftat begangen, sondern seine Straftat besteht darin, in Deutschland um Asyl nachgesucht zu haben und nicht zur „freiwilligen Ausreise“ bereit zu sein. Denn was nützt all das Gerede von Menschenwürde und Integration, solange dieses Hochsicherheitsgefängnis besteht. Gemeinsam mit anderen Organisationen planen wir für Mitte dieses Jahres – Ende Juni – eine Demonstration. Nicht die erste. 3.Islamismus, AntisemitismusMit Islamismus werden wir uns weiter beschäftigen – dieser Variante des Islam, die beansprucht, alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens zu bestimmen. Aktuell bauen wir ein Kompetenzzentrum zu Islamismus auf; ermöglicht durch Förderung der EU. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Frage, wie es um die multikulturelle Gesellschaft steht. Ob sie vielleicht am Ende ist. Denn die ganze Diskussion um Ehrenmorde und Zwangsheiraten wurde nicht von Vertreteren der MKG aufgebracht sondern von Frauen wie Necla Kelek, Seyran Ates (Trier) und Fatma Bläser (SB, Trier). Uns ist es wichtig, dass wir als Organisation, die lange Zeit das Konzept der MKG vertreten hat, uns hier verhalten und nicht weiter schweigen. Und wie schnell man beim Thema Islamismus wieder beim Fußball ist, das sah man bei der WM am Beispiel des Iran. Während Frauen im Iran keine Fußballspiele schauen dürfen und während die iranische Regierung Israel offen mit Vernichtung droht, kündigte der iranische Präsident Ahmadinedschad an, die BRD zu besuchen, falls das iranische Team die Vorrunde übersteht. Durch die fußballerischen Fähigkeiten der Teams aus Mexiko und Portugal blieb uns dieser Besuch erspart. Danke an Mexiko und Portugal. Gut gemacht. 4.Wem gehört das Saatgut? Dem, der es kauft. Könnte man meinen. So einfach ist es nicht. Das Saatgut gehört immer häufiger großen Firmen, die Patente darauf anmelden. Patente auf Saatgut, das Bauern in der 3. Welt seit Jahrhunderten benutzen. Absurd. Nein, die Realität. Dies firmiert für uns unter dem Kapitel „Biopiraterie“. Auf diesem Gebiet werden wir weiter zusammenarbeiten mit der „AbL“, der bundesweiten „Kampagne gegen Biopiraterie“ und der Kampagne „Gerechtikgeit jetzt-Die Welthandelskampagne“, aber auch mit dem NABU im Saarland. Was hat das Thema Saatgut mit Fußball zu tun? Nichts. Habe ich etwas anderes behauptet? Es gibt viele fußballfreie Zonen bei der A3WS. Noch. Wichtig ist uns bei all diesen Themen die Vernetzung. Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen. Damit meine ich auch das aktive Zusammenbringen von Organisationen an einem Tisch. Allerdings „auf Augenhöhe“. Das schließt manche von der Zusammenarbeit aus, die meinen, uns von oben herab entweder Anweisungen oder gönnerhafte Ratschläge geben zu können. Alles in allem sind wir froh, dass wir es geschafft haben, eine handlungsfähige und interventionsfähige politische Organisation aufzubauen. Manche nerven wir: „Die schon wieder.“ Wir wissen, dass wir unser Publikum strapazieren, indem wir die eingetretenen Pfade politischer Arbeit immer mal wieder verlassen und zum Beispiel eine Fußball-AG gründen. Aber alleine schon unsere Grundpositionen -kein Projekt in der 3. Welt -und das Verständnis als allgemeinpolitische Organisation -Eintreten für soziale Gerechtigkeit irritieren und ärgern viele. Offen sagen tun es die Wenigsten. Hintenherum erfahren wir es trotzdem und spätestens wenn von 10 Zuschussanträgen 9 abgelehnt werden, wissen wir, dass wir noch nicht abgehoben haben. Nichts verträgt eine Bürokratie weniger als einen Millimeter über Mittelmaß. Wurden wir am Anfang immer noch gerne wohlmeinend und gönnerhaft als die engagierten Jugendlichen tituliert, so macht mir heute dieses Kompliment niemand mehr. Aber dafür haben wir – vielleicht aus Rache – mittlerweile zwei Jugendbeauftragte: Michael Scherer und Kathrin Schank und die Möglichkeit Jugendmitglied zu werden. Hört sich ja immer gut an – die tun was für die Jugend – aber es ist halt auch ein Zeichen, dass die Mutterorganisation etwas älter geworden ist und hoffentlich klüger. Aber das sollen sie entscheiden. Und wie viele Jahre es uns noch gibt, das entscheiden auch Sie .... oder du. Zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft. Ich sage das ganz offen. Als Fußballfan habe ich da keine Hemmungen. Von nix kommt nix. Und wie im Fußball können Sie bei uns Mitglied werden und aktiv mitmachen auf dem Rasen oder als Fördermitglied, als Fan sozusagen. Und wie sie ihre Rolle als Fördermitglied bzw. als Fan ausfüllen, das überlasse ich ganz Ihnen. Probieren Sie das mal mit der Mitgliedschaft. Sie werden überrascht sein. Je mehr Fans wir haben , um so besser geht es uns.

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