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4. Mai 2005 Nr. 21

Zur Debatte um Müntefering’s Kapitalismuskritik

Bedenkliche Sprache. Menschen dürfen nicht mit Tieren gleichgesetzt werden

Müntefering ist nicht der erste deutsche Parteipolitiker, der nach 1945 Menschen mit Tieren gleichsetzt. Bereits Franz Josef Strauss fabulierte 1980 von Ratten und Schmeißfliegen und meinte damit die politische Linke. „So richtig die Proteste gegen den Strauss-Vergleich damals waren, so richtig sind die Proteste gegen den Müntefering-Vergleich heute.“ , kommentiert Hannes Platz vom Vorstand der AKTION 3.WELT SAAR. Die Verwendung des Sprachbildes "Heuschrecken" naturalisiert soziale Verhältnisse. Diese Kritik und die Liste vermeintlicher "Hyperkapitalisten" kommt der verkürzten Kapitalismuskritik, die sich gegen das als Finanzkapital apostrophierte "raffende" Kapital richtete, das dem vermeintlich produktiven "schaffenden" Kapital entgegengesetzt wurde, verdächtig nahe.

„Vielleicht ohne es zu wollen hat Franz Müntefering ein Sprachbild verwendet, das aus dem "Wörterbuch des Unmenschen" stammt“, so Platz. Das Mindeste was man von Politikern erwarten darf, ist dass sie ihre Kritik nicht in Sprache und Form des Nationalsozialismus formulieren. „Insofern betrachte ich die Kritik des Münchener Historikers Michael Wolffsohn nicht als Totschlagargument, sondern als einen wichtigen Hinweis zu einem sensiblen Thema“, so Platz.