Datei:2005-01-18 Merzig Neujahrsempfang, Rede Gertrud Selzer und Sascha Zenk.pdf
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Neujahrsempfang der AKTION 3.WELT SAAR 18.1.05, Merzig, Fellenbergmühle
Die Rede zum Neujahrsempfang wurde gehalten von den Vorstandsmitgliedern. Gertrud Selzer und Sascha Zenk. Sie hat grundsätzlichen Charakter und behandelt neben den Grundlagen der politischen Arbeit auch aktuelle Schwerpunkte.
Liebe Freunde und Freundinnen,
liebe Gäste,
Guten Abend. Schön, dass Sie da sind beim zum Neujahrsempfang der AKTION
3.WELT SAAR. Nachträglich wünsche ich Ihnen noch alles Gute im neuen Jahr.
Seid mir nicht böse, wenn ich nichtjeden namentlich erwähne. Ich freue mich
über alle, die da sind, ganz besonders über unsere Mitglieder
Und eine Person habe ich bis jetzt bewusst nicht benannt. Ich freue mich, dass
heute Abend RUTH RUGE bei uns ist.
Liebe Ruth,
du bist sicherlich die älteste hier und lange bevor es die AKTION 3.WELT SAAR
gibt, warst du schon politisch aktiv. Dein Wirken gibt uns Mut. Weil wir sehen,
dass politisches Engagement nicht mit 30, 40 oder 50 Jahren an der Garderobe
abgelegt wird.
Und ich bin froh, dass HELMUT EISEL heute hier ist. Und vor allem, dass er seine
Klarinette dabei hat. Ich verzichte darauf, ihn ausführlich vorzustellen. Das
machen er und seine Klarinette selbst.
Eine erste Zusammenarbeit mit HELMUT EISEL gab es bereits im April letzten
Jahres. Als wir gemeinsam mit anderen eine Kundgebung gegen Antisemitismus
durchführten. Er trat damals gemeinsam mit seiner Gruppe JEM dort auf und
sagte, das was zu sagen war, musikalisch.
Hören wir nun die Klarinette - gespielt von HELMUT EISEL
Was mir aufgefallen ist, was mich auch freut, ist die Breite, die Vielfalt von
denen, die unserer Einladung gefolgt sind. Das spiegelt auch etwas für uns sehr
Grundlegendes wieder: Unseren allgemeinpolitischen Anspruch.
Eine allgemeinpolitische Organisation
Wir sind ganz bewusst keine Ein-Punkt-Organisation, sondern äußern uns zu
diesem und jenem Thema, bringen uns in die öffentliche Diskussion ein oder
sorgen mit dafür, dass sie überhaupt erst geführt wird.
Alle unsere politischen Interventionen drängen dabei auf politische Wirksamkeit:
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zum Beispiel für ein gerechteres Verhältnis zur 3. Welt. Aktuell sind wir für
einen Schuldenerlass der von der Flutkatastrophe betroffenen Länder,
das Eintreten für den behutsamen Ausbau von Windenergie,
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das Eintreten für eine humane Flüchtlingspolitik, für die Bekämpfung von
FluchtURSACHEN und nicht die Bekämpfung von Flüchtlingen
das Eintreten gegen Rassismus,
das Eintreten für mehr Gerechtigkeit im Welthandel
das Eintreten für eine politische Lösung im Türkei-Kurdistan-Konflikt, im
Israel-Pa lästi na-Konfl ikt
das Eintreten für eine gentechnikfreie Landwirtschaft
das Eintreten für eine gemeinschaftliche Daseinsvorsorge, also z.B. gegen
die Privatisierung der Wasserversorgung. Wir können uns mit dem
aktuellen Privatisierungswahn nicht anfreunden.
Ich bin nicht gegen privates Engagement. Ich bin ja selbst als Unternehmerin
tätig. Aber ich bin dafür, die Grenzen der privaten Wirtschaft anzuerkennen:
Daseinsvorsorge, Bildung, Wasser, soziale Absicherung - das lässt sich nicht
privatwirtschaftlich regeln - es sei denn, ich nehme die Ausgrenzung von immer
mehr Menschen in Kauf.
Dieser allgemeinpolitische Anspruch hat in der Vergangenheit und führt auch
heute immer wieder zu Konflikten. Mit sehr unterschiedlichen Kontrahenten.
Mal geht es ums Grundsätzliche - dass dieser oder jene Parteipolitikerinnen
meint feststellen zu müssen - all dieses sei nicht der Auftrag der AKTION 3.WELT
SAAR. Mal geht es um einzelne Themen.
Wir sind alle anders erzogen worden: Wir haben gelernt,
- die Parteien sind für die Politik zuständig
- die Gewerkschaften für den Arbeitsfrieden
- die Kirchen für den Seelenfrieden
und was die drei nicht bewältigen, dafür gibt es dann noch Bürgerinitiativen und
N icht-Regieru ngsorga n isationen.
Und dann kommen wir von der AKTION 3.WELT SAAR und sagen: Halt, wir sind
von allem ein bisschen und akzeptieren diese Aufteilung nicht.
Wir akzeptieren nicht das Monopol von Parteien auf Politik. Wir begreifen uns als
politische Organisation. Als eine politische Organisation für Menschen ohne
Karriereabsichten. Das provoziert Konflikte.
Indem wir keine Karriere anstreben, bei der AKTION 3. WELT Saar kann man
schlicht und einfach keine Karriere machen, sind wir nicht steuerbar und nicht
erpressbar.
Deals der Art - ihr bekommt Cash und diese oder jene Person wird mal aus dem
Verkehr gezogen und auf eine Außenstelle versetzt - sind mit uns nicht möglich.
Und alleine daraus erklären sich etliche Konflikte der letzten Jahre:
Die AKTION 3.WELT SAAR ist nicht erpressbar.
Schlüsselbegriff - Soziale Gerechtigkeit
Die Klammer, die unsere politische Arbeit zusammenhält, ist klar zu benennen:
Soziale Gerechtigkeit
Wir erleben seit längerem in diesem Land - auch europaweit - eine
Umverteilung von unten nach oben. Wenn ich mir die Diskussion um die prall
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gefüllten Auslandskonten anschaue, die florierenden Bankenparadiese, die
doppelten Gehaltszahlungen von VW, RWE Eon, an manche Parlamentarier, die
boomende Rüstungsindustrie - dann sagt mir das, dass genügend Geld
vorhanden ist.
Aktuell erleben wir auf EU Ebene einen sehr grundsätzlichen Versuch - in
radikaler, marktradikaler Form - alle öffentlichen Dienstleistungen zu
privatisieren. Es geht um die so genannte Bolkenstein - Richtlinie.
Das tragen wir nicht mit. Wir sind der Ansicht, dass wir einen neuen politischen
Grundkonsens brauchen. Denn Privatisierung ist kein Allheilmittel.
Was in der aktuelle Diskussion um die Privatisierung öffentlicher Güter meist
vergessen wird: Die Blaupause dafür kommt aus der 3. Welt. Nach dem
Militärputsch in Chile 1973 wurde der öffentliche Sektor privatisiert. In Chile
wurde 1973 die demokratisch gewählte Regierung von Salvador Allende
kaltblütig weggeputscht. Unter tätiger Mithilfe von US-Außenminister Henry
Kissinger. In der Folge wurde die Kranken- und Rentenversicherung privatisiert.
Die Armut stieg. Das erste europäische Land, das dies in Teilen kopierte war
Großbritannien unter Margret Thatcher.
Seitens der AKTION 3.WELT SAAR treten wir nachhaltig dafür ein, diesem
Marktradikalismus die Schranken zu weißen.
Kein Projekt in der 3. Welt
Mittlerweile nur noch selten -manchmal aber doch noch - werden wir gefragt:
Wo ist denn euer Projekt „da unten" in der 3. Welt, wo ist denn euer Brunnen?
Nun, die AKTION 3.WELT SAAR hat kein Projekt in der so genannten 3. Welt.
Wir möchten uns nicht anmaßen, andere über tausende von Kilometern zu
entwickeln.
Unser Projekt ist - lasst mich das in aller Deutlichkeit sagen - die Entwicklung
dieses Landes. Das ist schwer genug.
Eine Haltung, die uns nicht nur positives Feedback einbringt. Leider hält sich in
unserer Gesellschaft immer die Grundhaltung, andere als unterentwickelt zu
betrachten und diese Anderen mit unserer wohlwollenden Solidarität zu
beglücken - vielleicht auch zu erdrücken.
Und weil wir kein eigenes Projekt „da unten" haben, machen wir auch jetzt
angesichts der Flutkatastrophe kein Projekt irgendwo in Asien.
Wir haben dazu aufgerufen, zu spenden. Denen zu spenden, die professionell
Hilfe leisten, z.B. Unicef, z.B. Ärzte ohne Grenzen oder auch der gepa. Privaten
Hilfsprojekten vor Orten stehen wir mit äußerster Skepsis gegenüber. Die
Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass gerade hier Paternalismus und naive
Unwissenheit häufig eine dauerhafte Partnerschaft eingehen, mit mehr Schaden
als Nutzen für die Menschen vor Ort.
Unserer Meinung gehört das Geld in die Hände von Profis und von
Nichtregierungsorganisationen vor Ort. Die können am ehesten die Gewähr
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bieten, dass das Geld allen zu Gute kommt und für den Bau von Infrastruktur
verwendet wird und eben nicht zuerst privat verwendet wird. Asien ist kein
weißer Fleck auch dort gibt es zivilgesellschaftliche Strukturen und Ngo's, die bis
3 zählen können.
Skepsis habe ich auch vor dem Weiter so in Sachen Ferntourismus. Wir wissen
mittlerweile, dass die Zurichtung dieser Regionen für den Ferntourismus und
auch die Abholzung der Mangrovenwälder für Garnelenproduktion für den
europäischen Markt mit zu den Auswirkungen der Katastrophe beigetragen
haben. Natur lässt sich nicht straflos vergewaltigen.
Ebenso skeptisch wie gut gemeinten privaten Vor-Ort-Aktionen stehen wir den
Versuchen mancher Länder der 1. Welt entgegen, die Katastrophe für die
Durchsetzung eigener machtpolitischer Interessen zu nutzen: Dazu zähle ich die
Imagekampagne der USA und zum Teil auch die der Bundesregierung.
Mit Bauchschmerzen kann ich einen kurzfristigen Einsatz der Bundeswehr
nachvollziehen. Wenn aber Herr Struck öffentlich erklärt, die Bundeswehr bleibt
längere Zeit dort, dann geht es hier um die bessere Platzierung Deutschlands in
diesem Teil der Welt.
Für Populismus halte ich die immer wieder zu hörende Bemerkung, ,,die da
unten" würden unser Geld veruntreuen, seien korrupt. Mag sein.
Nur, wer im Glashaus sitzt, ich erinnere an die Alimentierung von
Parlamentariern durch VW, RWE und andere, der sollte über Korruption bei
anderen schweigen. Oder wissen wir wirklich nicht, warum in deutschen PKW's
immer noch keine Partikelfilter eingebaut werden?
Nie wieder „Brot statt Böller" - Lustfeindlichkeit und schlechtes Gewissen helfen
nicht gegen Hunger
In diesem Sinne war der Aufruf von Außenminister Josef Fischer „Reis statt
Böller" populistisch. Genauso populistisch wie der Aufruf „Brot statt Böller".
Hier wird ein Ursachenzusammenhang behauptet, der nicht existiert. Kein
Mensch verhungert, weil hier an Silvester Raketen gezündet werden, weil
gefeiert wird.
Menschen verhungern wegen einer fehlgeleiteten Agrarpolitik. Wir haben doch
heute die Situation, dass es genügend Nahrungsmittel für alle Menschen gibt.
Dass Menschen verhungern, hat etwas mit der falschen Verteilung der
Nahrungsmittel zu tun.
Nebenbei bemerkt: Das Silvesterfeuerwerk kostet gerade mal so viel wie ein
einziger Eurofighter. Vom Verzicht darauf habe ich bisher nichts gehört. Wenn
Josef Fischer wirklich helfen will, soll er sich doch mit all seiner Macht für
Schuldenstreichung in dieser Region einsetzen und überall dort, wo Menschen
mehr oder weniger elend dahinvegetieren.
Ich weiß, dass sich populistischen Aussagen wie „Reis statt Böller" finanziell
lohnen. Sie teilen die Welt in gut und böse ein und geben Orientierung.
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Wir entscheiden uns trotzdem dafür, hier rational zu argumentieren - mit allen
finanziellen Konsequenzen, die dies hat.
Israel wird mit doppelten Standards gemessen
Auch bei einem anderen Thema erlauben wir uns eine rationale Argumentation.
Wir wissen, dass manche unserer politischen Freunde und Freundinnen Israel
als Apartheidstaat sehen - vor kurzem war in Trier eine Diskussion unter diesem
Titel. Wir wissen auch, dass manche unserer politischen Freunde und
Freundinnen den Sicherheitszaun in Israel als Mauer bezeichnen.
Wir teilen diese Auffassung nicht. Warum?
Ich war jahrelang in der Anti-Apartheidbewegung tätig bis zum Ende der
Apartheid in Südafrika. Mir ist bis heute nicht einsichtig, wie man Israel als
Apartheidstaat bezeichnen kann.
Mir ist auch nicht einsichtig, wie man einen Zaun als Mauer bezeichnen kann.
96% dieser Anlage sind Zaun, 4% bestehen aus Betonteilen. Diese 4% könnte
man also als Mauer titulieren. Komischerweise - vielleicht auch gar nicht so
komischerweise - findet man in hiesigen Medien, von Ausnahmen abgesehen,
nur Fotos, die die Betonteile zeigen.
Ich gebe es zu, ich bin kein Freund dieses Zauns. Der Zaun trennt und er
erschwert das Alltagsleben von vielen Palästinensern. Erschwert es erheblich.
Das muss man klar sagen.
Aber: Dieser Zaun hat jetzt schon das Leben von vielen Israelis gerettet. Die
Selbstmordattentate sind stark zurück gegangen, weil es schwieriger ist für die
Frauen, Männer und Jugendlichen mit ihrem Sprengstoff nach Israel zu
gelangen.
Wenn ich die Alternative habe, zwischen einem deutlich erschwerten Alltag für
die betroffenen Palästinenser und dem Retten von Menschenleben - dann ist
meine Entscheidung klar.
Ich sage aber auch ganz klar: Dieser Zaun wird nie alle Selbstmordattentate
verhindern. Dafür braucht es eine politische Lösung. Hoffnung macht mir der
angekündigte Rückzug Israels aus dem Gaza Streifen. Ich finde wir sollten dies
unterstützen.
Dieser Zaun darf auch kein Bauwerk sein für die irdische Ewigkeit. Er kann und
darf nur vorübergehend sein.
Man mag Israel als Staat kritisieren. Das ist berechtigt, so wie es berechtigt ist,
alle Staaten kritisieren zu können.
Was ich kritisiere, ist eine Form von lsraelkritik, die auf perfide Weise die
Existenz des Staates in Frage stellt. Das fängt mit Begriffen wie „Apartheidstaat"
an und geht weiter mit dem eingefordertem Recht auf Rückkehr von 6 und mehr
Millionen Flüchtlingen nach Israel. Die Verwirklichung dieses scheinbar
humanitären Anliegens, bedeutet in der demographischen Konsequenz die
Auflösung Israels.
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Auffallend ist hier auch, dass die umliegenden arabischen Staaten von dieser
Forderung nicht betroffen sein sollen. Ich wünsche mir, dass diese doppelten
Standards bei der Diskussion über Israel langsam der Vergangenheit angehören.
Vom Mythos und Weltenretter Gentechnik
Liebe Freunde und Freundinnen,
liebe Gäste,
das Glücksversprechen einer besseren Welt kennen wir aus vielerlei Bereichen:
die EU meint, dass die Privatisierung von Dienstleistungen, von Bildung
und von Wasser zu einer besseren Welt führt
die Kürzung von Arbeitslosengeld soll uns allen mehr Glück bringen
der Abbau von gewerkschaftlichen Rechten soll allerhand
Entwicklungsblockaden in diesem Land lösen
die Senkung des Spitzensteuersatzes soll zu mehr Arbeitsplätzen führen
die grüne Revolution in den 60'er in der 3. Welt sollte zu Nahrung für alle
führen - und es entstand mehr Hunger
Ein anderes goldenes Kalb, mit dem uns der Honig auf Erden versprochen
wird, ist die grüne Gentechnik, die Agro-Gentechnik. Ein auch im Saarland
aktuelles Thema.
Man hat ja manchmal den Eindruck, alle Agrarprobleme würden mit der
Gentechnik gelöst: Höhere Erträge bei weniger Einsatz für
Pflanzenschutzmittel - so das Versprechen.
Und wer sich davon immer noch nicht überzeugen lässt - immerhin eine
satte 2/3 bis3⁄4 Mehrheit der Verbraucher - dem kommt man dann mit dem
finalen Keulenschlag: Gentechnik bekämpft den Hunger in der Welt.
Zuletzt noch mal zu hören von einem Vertreter der saarländischen
Landwirtschaftskammer bei der Anhörung zum Thema Gentechnik bei der
SPD-Landtagsfraktion im Dezember 2005.
Er fügte aber, das muss man zu seiner Ehrenrettung sagen, gleich die
selbstkritische Frage an, ob diese Auffassung vielleicht eine
Lobbyistenmeinung sei. Wir haben unsererseits diese Vermutung bestätigt,
das Ganze kurz erläutert und damit war das Thema bei dieser Anhörung vom
Tisch.
Gentechfirmen wie Monsanto streben Gewinn an und sind nicht dem
Allgemeinwohl verpflichtet. Sie produzieren nicht für die Armen, die kein Geld
haben, sie produzieren für die Zahlungskräftigen. Und das letzte Glied in der
Kette, die Melkkuh sozusagen, sind die Bauern.
Und damit wir diesen Multis nicht alleine gegenüber stehen, vernetzen wir
uns auch bundesweit mit anderen Organisationen:
So sind wir beispielsweise Trägerorganisation der
„Kampagne gegen Biopiraterie" und der
,,Welthandelskampagne - Gerechtigkeit jetzt"
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Bei der Kampagne gegen Biopiraterie geht es darum, dass immer mehr
Firmen aus den Industrieländer normale Nutzpflanzen in der 3. Welt sich
patentieren lassen. Das heißt, den Bauern dort, ist dann plötzlich der Anbau
dieser Pflanzen nur noch gegen Gebühr möglich
Bei der Welthandelskampagne sitzen wir in einem Boot mit Brot für die Welt,
Misereor, IG Metall und anderen. Thema sind die ungleichen Bedingungen im
Welthandel; z. B. die Subventionen für Agrarexporte oder auch die Versuche,
durch internationale Abkommen, Wasser in vielen Ländern zu privatisieren.
Die gleiche Diskussion haben wir hier im Saarland.
Zwei Dinge möchte ich im Zusammenhang mit der Agro-Gentechnik betonen:
1. Wir unterstützen ausdrücklich die Position des saarländischen
Umweltministers, der gesagt hat: Wenn sich bei der aktuellen Beprobung
herausstellt, dass der Raps gentechnisch verunreinigt ist, lassen wir
umpflügen. Ich finde, da bricht niemand ein Zacken aus der Krone, Herrn
Mörsdorf Recht zu geben. Man mag zu ihm stehen wie man will: Wo er
Recht hat, hat er Recht. Die Ergebnisse werden offiziell wohl Ende Januar
/ Anfang Februar vorliegen. Ebenso unterstützen wir die Entscheidung
des Stadtrates Merzig, bei der Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen
den gentechnischen Anbau vertraglich zu unterbinden.
2. Wir sind für einen Ausgleichsfonds, für einen Haftungsfonds, für die
betroffenen Bauern. Die können am allerwenigsten dafür. Sie kaufen
Saatgut ein, müssen ihrem Lieferanten vertrauen können und sind aktuell
in der Öffentlichkeit gewissermaßen die Hackbuben der Nation. Das darf
nicht sein. Dem möchten wir einen Riegel vorschieben.
Fairer Handel - Eine praktische Alternative
Das älteste Projekt der AKTION 3.WELT SAAR ist der 3. Welt Laden. Den gab es
von Anfang an. Und dabei spielt das Thema Nahrung - Ernährung - eine wichtige
Rolle.
Es spielt deshalb eine wichtige Rolle, weil der „Faire Handel" ermöglicht, dass die
Produzenten und Produzentinnen satt werden.
Es spielt deshalb eine wichtige Rolle, weil der Faire Handel Vorreiter war für den
biologischen angebauten Kaffee und Tee.
Nahrung und Ernährung spielen auch deshalb eine wichtige Rolle, weil dies für
viele von uns die Motivation ist, uns in der AKTION 3.WELT SAAR zu engagieren.
Menschen sollen satt werden und sie sollen ein menschenwürdiges Leben
haben.
Klingt zugegebenermaßen etwas blauäugig angesichts einer mehr und mehr
durch-globalisierten Welt. Aber das ist ein Traum, an dessen Realisierung wir
arbeiten, mit Ihnen, mit euch zusammen. Ich würde mich freuen, wenn wir noch
weitere Mitstreiter finden, sei es als Fördermitglied, sei es als Spender, sei es als
aktive Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen.
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Beim Fairen Handel geht es uns nicht um Almosen für „die da unten" - sondern
gerechte Preise.
Der „Faire Handel" ist für uns eine konkrete Form, unserem Ziel „soziale
Gerechtigkeit" näher zu kommen. Man muss nicht seinen Max Weber gelesen
haben, um zu wissen, dass man dabei dicke Bretter bohren muss. Das erleben
wir Tag für Tag. Aber es geht durchaus voran.
Die Medien haben sich dem längst geöffnet, die beiden Kirchen unterstützen
diesen Ansatz tatkräftig. Wir erleben das Jahr für Jahr durch die Zunahme von
unseren Kooperationspartnern. Mittlerweile arbeiten wir mit rund 30 Partnern im
Saarland und Rheinland-Pfalz zusammen und vernetzen diese Akteure.
Ich werde oft gefragt wie viele Hauptamtliche wir haben. Die Frage ist schnell
beantwortet: Im 3. Welt Laden null und die AKTION 3.WELT SAAR hat gerade mal
1⁄2Stelle.Alles andere wird ehrenamtlich geleistet. Wenn sie sich angesprochen
fühlen sollten mitzumachen, trauen sie sich. Wir kochen alle mit Wasser.
Wenn sie sich angesprochen fühlen sollten, aber nicht so viel Zeit zum
Mitmachen haben, empfehle ich Ihnen, werden Sie einfach Fördermitglied und
Sie sind Ihrem Ziel, in den Himmel zu kommen, ein gutes Stück näher. Vertrauen
Sie uns. Wir haben Kontakte.
Wir verkaufen keine Ablassbriefe und ich weiß nicht, ob sie das Seelenheil bei
uns schneller erreichen, wenn Sie bei uns Mitglied werden. Aber schaden kann
es nicht.
Ich bedanke mich bei Ihnen allen für die Aufmerksamkeit. Auch wenn Sie nicht
mit allem und jedem einverstanden sind, was wir gesagt haben. Aber so ist das
nun mal in einer allgemeinpolitischen Organisation.
Ich wünsche Ihnen alles Gute im neuen Jahr und würde mich freuen, möglichst
viele von Ihnen wieder zu sehen.
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