Datei:2002-04-14 (20) Antisemitismus und Palästinafreundschaft.PDF

Aus Archiv der Aktion 3.Welt Saar
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Nr. 20 / 14. April 2002

AKTION 3.WELT Saar kritisiert Ausblendung von Antisemitismus und unkritische Palästinafreundschaft in der Friedensbewegung

Nach Ansicht der AKTION 3.WELT Saar muß die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland ihre meist unkritische Palästinafreundschaft überdenken und korrigieren. Die Selbstmordanschläge von palästinensischer Seite in Israel weisen darauf hin, dass es einigen politischen Organisationen um deutlich mehr als um einen palästinensischen Staat geht: Um die Vertreibung von Juden und Jüdinnen aus Israel. Die Selbstmordanschläge sind unserer Auffassung nach nicht der Aufstand von Unterdrückten, sondern offen praktizierter Antisemitismus.

Bereits bei den Friedenskundgebungen nach den Terroranschlägen vom 11.9. waren teilweise erhebliche antisemitische Untertöne zu hören, beispielsweise indem der globalisierte Welthandel als das Auschwitz von heute bezeichnet wurde. Mit dem oft auch von der Friedensbewegung vorgebrachten Rückkehr- recht palästinensischer Flüchtlinge würde letztlich die langsame Aushöhlung des Staates Israel billigend in Kauf genommen. Bei aller Skepsis gegenüber dem Militär und bei aller notwendigen Kritik an der israelischen Politik, die sich nach dem Wechsel von Barak zu Sharon von einer Verhandlungsperspektive weiter denn je entfernt hat, ist die Wahrnehmung des Konflikts in Europa zu sehr von einseitigen Schuldzuweisungen zu Lasten Israels geprägt.

Weiterhin wird nach Ansicht der AKTION 3.WELT Saar die Forderung nach einem eigenen palästinensischen Nationalstaat seitens der Friedensbewegung zu sehr idealisiert. Gerade die zahlreichen Neugründungen von Staaten in den letzten zehn Jahren haben eben nicht zu einer friedlicheren Welt geführt, sondern waren mitverantwortlich für eine Zunahme an Kriegen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir mit unserer Position innerhalb der deutschen Friedensbewegung lediglich eine Minderheitsmeinung vertreten.

Es kann nicht darum gehen, im aktuellen Nahostkonflikt der reinen militärischen Logik eines Ariel Sharon die Stange zu halten. Aber die aktuelle israelische Militärintervention ist zunächst einmal eine Reaktion auf den offen antisemitisch geprägten Terror palästinensischer Selbstmordanschläge. Eine politische Lösung wird es jedoch, wenn überhaupt, nur geben, wenn es zu einem Dialog zwischen den friedensbereiten Kräften auf beiden Seiten kommt. Dazu ist es nach Auffassung der AKTION 3.WELT Saar unerläßlich, dass der aktuelle, gegen Juden und Jüdinnen gerichtete Antisemitismus, benannt wird und ihm eine Absage erteilt wird.

Hans Wolf

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