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Flugschrift
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Die deutsche Lust an „Köpfen von Mohren" bzw. am „Köpfen von Mohren" läßt sich bis in die Kolonialzeit zurückverfol-gen. Die Ausrottung von ca.  60.000 Herero in der ehemali-gen Kolonie Deutsch-Südwestafrika war beileibe kein Zufall oder Lausbubenstreich, sondern machtpolitisches Kalkül. Der Saarlouiser Ehrenbürger Paul von Lettow-Vorbeck, den man in der Saarlouiser Innenstadt heute noch als „unbe-siegten, ritterlichen Verteidiger Deutsch-Ostafrikas" feiert, war maßgeblich am Völker-mord an den Herero und an der Ermordung zahlreicher Zivilisten im 1. Weltkrieg in Afrika beteiligt. Nichts desto trotz wird diesem angeblichen Helden in Saarlouis mit einer eigenen Straße, einer beschönigenden Gedenktafel an seinem Geburtshaus und der Ehrenbürgerschaft gedacht (siehe Flugschrift 1/2000). Die Stadtväter von CDU und SPD konnten sich trotz zahlreicher Aufforderungen bis heute nicht entschließen, hier etwas zu verändern und eine kritische Beschäftigung mit deutscher Kolonialpolitik, bundes-deutscher Afrikapolitik und gegenwärtiger Umstrukturierung der Bundeswehr auf die Tagesordnung zu setzten. Der Mohr ist immer ein Diener, manchmal, wie beim Sarottimohr mit dazugehörigem Kindchenschema ein lieber Diener, der uns die Waren aus den Kolonien freiwillig auf einem Silbertablett präsentiert. ,,Überall singt man's im Chor, vielen Dank Sarotti Mohr'~ Dem Wort zugrunde liegt das griechische moros mit den Bedeutungen töricht, einfältig, dumm, gottlos bzw. das lateinische maurus, welches schwarz, dunkel, afrikanisch bedeutet. Bei der Saarbrücker Zeitung und auch bei der Firma Stollwerk/Sprengel löst der Begriff1Mohr keine Negativassoziationen aus. In einem Schreiben der Firma Stollwerk an die AKTiON 3.WELT Saar heißt es: ,,Sarotti und der Mohr stehen für Qualität und Genuß ( .. .) Wir achten sehr genau darauf, den Charakter der Marke zu stärken und der steht für traumhaft-orientalisfhen Genuß voller Geheimnisse aus einer fernen Welt." Wie bei aller Werbung mit dem Reiz des Exotischen geht es nicht um die Realität in der sogenannten 3.Welt oder die tatsächlichen wirtschaftlichen Bedingungen auf dem Weltmarkt, bzw. den Überlebenschancen für die Menschen, sondern nur um den schnö-den Mammon. Die Begriffe Mohr oder Neger, die einen eindeutig rassistischen Charakter haben, werden heute zwar häufig vermieden, aber das Denken, welches dahinter steht, scheint das gleiche geblieben zu sein. Afrika ist ein leerer Fleck und muß von den Europäerinnen mit Waren, Geist, Kultur und Religion gefüllt werden. Zurück ins Saarland: Welche Kultur damit gemeint ist, zeigt der auch in der Saarbrücker Zeitung vom 3. Januar 2001  gefeierte Aufstieg des ehemaligen Behördenleiters des BGS-Amtes Saarbrücken Pawendenat zum BGS Präsidium in Bonn. Pawendenat wird, wie wir bereits in der letzten Flugschrift berichteten, in der Zeitschrift Deutsche Polizei/BGS 1/2000 folgendermaßen zitiert: ,,Seiner Auffassung nach steht nicht der Mensch im Mittelpunkt aller Überlegungen, sondern der Auftrag. Erst dann kommt der Mensch." Für die AKTION 3.WELT Saar stehen hingegen der Mensch und die Möglichkeiten eines menschenwürdi-gen Lebens für alle im Mittelpunkt. Der kleine Unterschied. Gertrud Selzer
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Version vom 3. Oktober 2019, 13:42 Uhr

Flugschrift 1/2001

Editorial

Die deutsche Lust an „Köpfen von Mohren" bzw. am „Köpfen von Mohren" läßt sich bis in die Kolonialzeit zurückverfol-gen. Die Ausrottung von ca. 60.000 Herero in der ehemali-gen Kolonie Deutsch-Südwestafrika war beileibe kein Zufall oder Lausbubenstreich, sondern machtpolitisches Kalkül. Der Saarlouiser Ehrenbürger Paul von Lettow-Vorbeck, den man in der Saarlouiser Innenstadt heute noch als „unbe-siegten, ritterlichen Verteidiger Deutsch-Ostafrikas" feiert, war maßgeblich am Völker-mord an den Herero und an der Ermordung zahlreicher Zivilisten im 1. Weltkrieg in Afrika beteiligt. Nichts desto trotz wird diesem angeblichen Helden in Saarlouis mit einer eigenen Straße, einer beschönigenden Gedenktafel an seinem Geburtshaus und der Ehrenbürgerschaft gedacht (siehe Flugschrift 1/2000). Die Stadtväter von CDU und SPD konnten sich trotz zahlreicher Aufforderungen bis heute nicht entschließen, hier etwas zu verändern und eine kritische Beschäftigung mit deutscher Kolonialpolitik, bundes-deutscher Afrikapolitik und gegenwärtiger Umstrukturierung der Bundeswehr auf die Tagesordnung zu setzten. Der Mohr ist immer ein Diener, manchmal, wie beim Sarottimohr mit dazugehörigem Kindchenschema ein lieber Diener, der uns die Waren aus den Kolonien freiwillig auf einem Silbertablett präsentiert. ,,Überall singt man's im Chor, vielen Dank Sarotti Mohr'~ Dem Wort zugrunde liegt das griechische moros mit den Bedeutungen töricht, einfältig, dumm, gottlos bzw. das lateinische maurus, welches schwarz, dunkel, afrikanisch bedeutet. Bei der Saarbrücker Zeitung und auch bei der Firma Stollwerk/Sprengel löst der Begriff1Mohr keine Negativassoziationen aus. In einem Schreiben der Firma Stollwerk an die AKTiON 3.WELT Saar heißt es: ,,Sarotti und der Mohr stehen für Qualität und Genuß ( .. .) Wir achten sehr genau darauf, den Charakter der Marke zu stärken und der steht für traumhaft-orientalisfhen Genuß voller Geheimnisse aus einer fernen Welt." Wie bei aller Werbung mit dem Reiz des Exotischen geht es nicht um die Realität in der sogenannten 3.Welt oder die tatsächlichen wirtschaftlichen Bedingungen auf dem Weltmarkt, bzw. den Überlebenschancen für die Menschen, sondern nur um den schnö-den Mammon. Die Begriffe Mohr oder Neger, die einen eindeutig rassistischen Charakter haben, werden heute zwar häufig vermieden, aber das Denken, welches dahinter steht, scheint das gleiche geblieben zu sein. Afrika ist ein leerer Fleck und muß von den Europäerinnen mit Waren, Geist, Kultur und Religion gefüllt werden. Zurück ins Saarland: Welche Kultur damit gemeint ist, zeigt der auch in der Saarbrücker Zeitung vom 3. Januar 2001 gefeierte Aufstieg des ehemaligen Behördenleiters des BGS-Amtes Saarbrücken Pawendenat zum BGS Präsidium in Bonn. Pawendenat wird, wie wir bereits in der letzten Flugschrift berichteten, in der Zeitschrift Deutsche Polizei/BGS 1/2000 folgendermaßen zitiert: ,,Seiner Auffassung nach steht nicht der Mensch im Mittelpunkt aller Überlegungen, sondern der Auftrag. Erst dann kommt der Mensch." Für die AKTION 3.WELT Saar stehen hingegen der Mensch und die Möglichkeiten eines menschenwürdi-gen Lebens für alle im Mittelpunkt. Der kleine Unterschied. Gertrud Selzer

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