Datei:1998-03-13 (12) Mesopotamisches Kulturzentrum Istanbul Murat Gökdag Türkei.pdf

Pressemitteilung 12 / 13.3.1998

Leiter und Künstler des Mesopotamischen Kulturzentrums Istanbul festgenommen. AKTION 3.WELT Saar fordert Abschiebestopp bis zur Bundestagswahl

Die Festnahme von Mitarbeiter/innen des Mesopotamischen Kulturzentrums in Istanbul zeigt nach Meinung der AKTION 3.WELT Saar, daß es für Kurden und Kurdinnen keine inländische Fluchtalternative Westtürkei gibt. Diese vermeintliche Fluchtalternative wird von Bundesinnenminister Kanther und den Länderinnenministerien als Rechtfertigung für Abschiebungen in die Türkei angegeben.

In der Nacht zwn 10.März 1998 wurden der Leiter des Mesopotamischen Kulturzentrums Murat Gökdag sowie die Mitglieder der Theatergruppe des Zentrums Samye Tune und Naide Sahin von Mitgliedern der Antiterroreinheit der türkischen Polizei festgenommen. Ein weiteres Mitglied der Theatergruppe, Ceyhan Kibikci, wurde bereits am internationalen Frauentag, dem 8. März, festgenommen. Mitarbeiter/innen der AKTION 3.WELT Saar besuchten in den vergangenen Jahren melnmals das Mesopotamische Kulturzentrum. Zentrales Anliegen der Einrichtung ist die Förderung und Entwicklung der kurdischen Sprache und Kultur. Zu diesem Zweck gibt es Theater- und Musikgruppen und es werden Bücher publiziert; darunter auch viele Kinderbücher.

Diese Polizeiaktion reiht sich nahtlos in die türkische Terrorpolitik gegen Kurden und Kurdinnen auch IM WESTEN der Türkei ein. Sei es die Verurteilung von gewählten kurdischen Parlamentariern zu 15 Jahren Haft wie bei Leyla Zana und Hatip Diele oder die Festnahmen und „Verhöre" von abgeschobenen Flüchtlingen in der Westtürkei. Dies alles rechtfertigt nach Auffassung der AKTION 3.WELT Saar einen sofortigen Abschiebestopp für die Gesamttürkei. SPD Länderregierungen können - den politischen Willen vorausgesetzt - nach§ 54 des Ausländergesetzes, ohne Absprache mit Kanther, einen bis zur Bundestagswahl gültigen Abschiebestopp erlassen.

Gertrud Selzer