Datei:1995-11-13 Wadern Protest Saarlandbrigade Demo.pdf

Aus Archiv der Aktion 3.Welt Saar
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Protest gegen öffentliches Gelöbnis der Saarlandbrigade. Weit über 300 Teilnehmer bei Demonstration. Saarlandbrigade sang Nazilied

Wadern. ,,Aufruhr - Widerstand - Es gibt kein ruhiges Hinterland", so skandierten die Demonstrationsteilnehmerlnnen auf ihrem Weg zum Veranstaltungsort des öffentlichen Gelöbnisses am Hochwaldgymnasium in Wadern. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören störten sie den Ablauf des Militärspektakels und blockierten zeitweise die Zufahrt. „Wir haben mit einem breiten Bündnis laut und hörbar gegen das öffentliche Gelöbnis der Saarlandbrigade demonstriert", so Dominik Fries. Zu der erfolgreichen Protestaktion hatte ein breites Bündnis von 21 Organisationen aufgerufen. An den Aktionen unter dem Motto „Nein zur Kriegspropaganda" nahmen weit über 300 Demonstrantinnen teil, ihr Protest war trotz martialisch auftretenden Feldjägereinheiten und Sperrgittern auf dem Gelöbnisplatz zu hören.

Wenn es noch einer weiteren Begründung für die Störaktionen bedurft hätte, wäre sie von der Saarlandbrigade in Wadern selbst geliefert worden. Unter den Ohren des saarländischen Innenministers sangen sie die erste Strophe des Liedes „Rot scheint die Sonne" aus der Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus. Die 21 Organisationen des überregionalen Bündnisses werden sich auch weiterhin gegen diese unsägliche Traditionspflege wehren.

Bereits während der Auftaktkundgebung auf dem Waderner Marktplatz wies Horst Bernard, Landesvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten in seiner Rede darauf hin, daß die Nachfolgeorganisation der Hitler-Wehrmacht, die heutige Bundeswehr, maßgeblich von ehemaligen Nazi-Offizieren aufgebaut wurde. Etliche Kasernen seien nach Wehrmachtsgrößen benannt, Traditionsfeiern wurden in der Vergangenheit regelmäßig zur Verbreitung faschistischen Gedankenguts genutzt, so Bernard.

13.11.1995

Wadern. ,,Der Protest gegen das Säbelrasseln und Kriegspropgaganda war in der Bundesrepbulik Deutschland noch nie beliebt." Mit diesen Worten kommentierte Dominik Fries für das überregionale Bündnis den Polizeiübergriff anläßlich der Protestaktion gegen das öffentliche Gelöbnis der Saarlandbrigade heute Abend (13.11.1995) in Wadern. Bei zum Teil massiven Vorkontrollen kam es zur Festnahme eines fünfzehnjährigen Kurden. Er ist in der Zwischenzeit wieder frei. Von Seiten eines Feldjägers wurde der Anmelderin der Demonstration an den Hals geschlagen und einem Journalisten versuchten Feldjäger trotz Presseausweis der IG-Medien, die Kamera aus der Hand zu schlagen.

Weit über 300 Teilnehmer kamen zur Kundgebung und Demonstration gegen das Gelöbnis.Zu dem „überregionalen Bündnis gegen das Gelöbnis" haben sich auf Initiative der AKTION 3.WELT Saar 21 Organisationen aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Lothringen zusammengeschlossen. In den letzten Tagen hatten sich noch zwei weitere katholische Organisationen angeschlossen: die katholische Friedensbewegung PAX CHRISTI im Bistum Trier und die Arbeitsgemeinschaft der KDV-Berater im Bistum Trier.

Fries kritisierte in seinem Redebeitrag das Singen von Naziliedern, z.B. „Rot scheint die Sonne" bei der Saarlandbrigade und die regelmäßigen Manöver im türkischen Teil Kurdistans. Mit Verweis auf die neuen wehrpolitischen Richtlinien steht die Saarlandbrigade nach Fries für „eine Außenpolitik, die ökonomische Ziele mit militärischen Mittel erreichen will". Fries betonte, daß sich seine Kritik gegen die militärischen und zivilen Drahtzieher richte, nicht aber pauschal gegen die Wehrpflichtigen.

Wolfgang Arck von der Diözseanleitung der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg im Bistum Trier forderte frei nach Wolfgang Borchert dazu auf: ,,Menschen, wenn sie wiederkommen und sagen, Du sollst ihre Waffen bewundern und mit ihnen feiern, daß Kriegseinsätze des deutschen Militärs wieder erlaubt sind, dann mensch geh auf die Straße und sag Nein." Seiner Auffassung nach wird Frieden nicht durch Waffengewalt erreicht.

Pressehintergrundinformation

Zu dieser Demonstration ruft ein breites Bündniss aus 21 Organisationen auf. Das Ziel unserer Demonstration ist es, das öffentliche Gelöbnis der Saarlandbrigade nicht ohne Widerstand stattfinden zu lassen. Wir werden unseren Protest laut und öffentlich kundtun.

Die Kritik des breiten Bündnisses an der Bundeswehr und speziell an der Saarlandbrigade sind:

- Traditionspflege der Saarlandbrigade In Werbebroschüren der Saarlanbrigade werden die Eroberungsfeldzüge der Deutschen Wehrmacht gefeiert. ,.Schon im Zweiten Weltkrieg waren die Fallschirmjäger der Deutschen Wehrmacht eine besondere Truppe - ihre Waffentaten am Fort Eben Emael, auf Kreta oder am Monte Cassino sind Legende geworden und werden auch von vielen Gegnern gerühmt." Auch das offizielle Lied der Fallschirmjäger 'Rot scheint die Sonne' ist ein in der Hochphase der NS-Eroberungsfeldzüge geschriebenes Propagandalied der Nazi-Wehrmacht.

- Die neue Rolle der Bundeswehr Die Bundeswehr soll nach den verteidigungspolitischen Richtlienen von 1992 zur 'Wahrung deutscher Sicherheitsinteressen' und 'zur Aufrechterhaltung des freien Welthandels' und 'zur Sicherung des Zugangs zu den strategischen Rohstoffen' eingesetzt werden. Die 'out of area' Einsätze der Bundeswehr, bei denen die Saarlandbrigade eine führende Rolle spielt, sollen ökonomische Interessen mit militärischen Mitteln durchsetzen.

- Manöver der Saarlandbrigade in Kurdistan Die Brigade übte im Rahmen von AMF-Manövern in den letzten Jahren, zulezt im September 1994 im türkisch bestzten Teil Kurdistans. Sie ist damit ein Bestandteil der deutsch-türkischen Militäkumpanei.

- Öffentliche Gelöbnisse tragen zu einer Militarisierung der Gesellschaft bei Sie sollen Akzeptanz für die Bundeswehr in der Zivilbevölkerung schaffen.

Redebeiträge werden gehalten von:

- Dominik Fries, AKTION 3.WELT Saar, für das überregionale Bündnis - Horst Bernard, Landesvorsitzender WN-Bund der Antifaschisten - Wolfgang Arck, Dt. Pfadfinderschaft St. Georg im Bistum Trier

Pressephotos zur Saarlandbrigade auf Anfrage. Für Interviews während der Demonstration steht Ihnen Dominik Fries zur Verfügung

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