Datei:1995-03 Flugschrift 2 Die Saarlandbrigade - Eine Einheit der NATO.pdf

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Flugschrift 2 März 1995

DIE SAARLANDBRIGADE ... EINE ELITEEINHEIT DER NATO

Sie üben regelmäßig im türkischen Teil Kurdistans, sie waren in Somalia dabei, sie sind stolz auf die Tradition deutscher Fallschirmjäger und verherrlichen heute noch in ihren Liedern Erorberungsfeldzüge der Nazis. Sie sind eine der Einheiten, welche die neue Weltordnung erzwingen und erhalten sollen: Die Saarlandbrigade. Die Saarlandbrigade (Luftlandebrigade 26), die neben ihren saarländischen Standorten in Leba~h, Merzig und Saarlouis noch in Koblenz vertreten ist, ist zum größten Teil eingebunden in die AMF*, die mobile Ein-greiftruppe der NATO. Neben der AMF, deren Einsatz innerhalb weniger Tage rund um die Erde möglich ist, gehört noch das Schnelle Reaktionskorps** zu den Krisenreaktionskräften der NATO. Schon 1992 wurde im sogenannten Stoltenberg-Papier, einer Kabinettsvorlage aus dem Bundesverteidigungsministerium, die Aufgaben einer neugestalteten Bundes-wehr in der 11 W ahtung der deutschen Sicherheitsinteressen"gesehen. Unter deut-schen Sicherheitsinteressen wird in diesem Papier die 11 Aufrechterhaltung des freien Welt-handels" und der "Zugang zu strategischen Rohstoffen" verstanden. Das heißt im Klar-text: die Durchsetzung ökonomischer Inter-essen mit militärischen Mitteln und die Aufgabe der Vorstellung von der Bundes-wehr als ein Instrument zur Verteidigung von Werten oder der Landesverteidigung. Spätestens hier wird klar, daß die Saar-landbrigade als .Eliteeinheit zentraler Bestandteil der außenpolitischen Überle-gungen der Bundesrepublik ist. Einer Au-ßenpolitik, die zusehends ökonomische Ziele auch mit militärischen Mitteln erreichen will. Etwa 70 % der 2000 Soldaten stammen aus dem Saarland. Die Brigade nennt sich seit 1991 Saarlandbrigade und stellt sich gern als Teil des kulturellen Lebens der jeweiligen Garnisonsstädte dar. Für Merzigs Oberbür-germeister Lauer (SPD) ist sie ein Wirtschaftsfaktor und stolz spricht er in einem Interview mit einem Fernsehteam von dem veränderten Selbstverständnis der Brigade durch den Somaliaeinsatz 1993. ( Quelle: TV-Film 'Friedensengel', siehe letz-te Seite) * Allied Command Europe Mobile Force **Rapid Reaction Corps

Deutsch~türkische Kumpanei Die Saarlandbrigade ist dabei Die Saarlandbrigade ist ein Teil der deutsch-türkischen Militärkumpanei. Die bundes-deutsche Unterstützung des NATO-Partners Türkei findet ihren Ausdruck nicht nur in kostenloser Waffenhilfe und Wirtschaftsunterstützung, sondern auch in 5 Manövern der Saarlandbrigade im kurdi-schen Gebiet der Türkei; zuletzt im Septem-ber 1994. Während der türkische Staat einen brutalen Vernichtungskrieg gegen die kur-dische Zivilbevölkerung führt, über 2.000 Dörfer wurden seit 1989 von den türkischen Militärs zerstört, ist es offensichtlich ein Leichtes für die Saarlandbrigade in diesem Gebiet Übungen abzuhalten. Ihr Auftreten dort ist nur im Zusammenhang mit den deutschen ökonomischen und geostra-tegischen Interessen in dieser Region zu verstehen und ist eine offene Unterstützung der Kriegspolitik des türkischen Staates. Die kurdische Region ist reich an Rohstoffen z.B. Öl und Wasser (Quellgebiet von Eu-phrat und Tigris). Wer Kurdistan kontrol-liert, kann auch die Anrainerstaaten im Nahen Osten kontrollieren. Das letzte Ma-növer unter Beteiligung der Saarlandbrigade fand im September 1994 unter dem Namen ARROW EXCHANGE im kurdischen Ge-biet der Türkei statt. Im Gegensatz zu den anderen Manövern unter größter Geheim-haltung. Kurze Zeit später wurde eine ganze kurdische Region (Dersim) von der türki-schen Armee verwüstet und die Bevölke-rung vertrieben. Die deutsch-türkische Militärkumpanei be-deutet für die betroffenen Kurden und Kurd-1 nnen nichts als Terror und zwingt Hunderttausende in die Flucht. Außenmi-nister Kinkel meint dazu: "Die Türkei ist weiterhin ein wichtiger NATO-Partner. Bikle-te sie früher die Südflanke der NATO gegenüber dem Warschauer Pakt, so vertritt sie heute die NATO im Mittleren Osten, sowohl gegenüber den arabischen als auch gegenüber den Nachfolgestaaten der UdSSR. Sie trägt damit zu unser aller Sicherheit bei. Als NATO-Partner müssen wir sie militärisch und politisch unterstützen. Unsere Sicherheit braucht eine stabile Türkei, daher müssen wir die Türkei bei der Lösung des kurdischen Problems und der Bekämpfung terroristischer Organisationen wie der PKK helfen." (Außenminister Klaus Kinkel zitiert nach 'Argumente für den Wahlkampf', Idstein 1994) Gesagt, getan: Seit November 1993 ist die Kurdische Ar-beiterpartei (PKK) in der BRD verboten. Auf Grundlage dieses Verbotes sitzen über 200 Kurdinnen als politische Gefangene in deutschen Gefängnissen. Für Aktionen von Kurdinnen gilt häufig Demonstrations und Veranstaltungsverbot. Mit ihrer offenen Be-teiligung an diesem Krieg verhindert die Bundesregierung ebenso wie die türkische Regierung eirie politische Lösung am Verhandlungstisch und dreht stattdessen an der Gewaltspirale. Die AKTION 3.WELT Saar plädiert für einen sofortigen Stop der Militär-kumpanei und für Verhandlungen.


Humanitäre Hilfe in Bundeswehruniform Die Saarlandbrigade in Somalia Am Somaliaeinsatz 1993 waren 1600 deut-sche Soldaten beteiligt, davon 600 von der Saarlandbrigade. Der Bundeswehr-Unter-stützungsverband in Somalia wurde vom damaligen Chef der Saarlandbrigade, Oberst Helmut Harff, angeführt. Offiziell ging es bei diesem Militäreinsatz um humanitäre Hilfe und den Kampf gegen Hunger. Letzt-lich ging es den USA und der BRD bei ihrem Somaliaeinsatz um ihre Rolle als Welt-polizei und weltweite Ordnungsmacht. Der deutsche Somalia-Einsatz war das Ergebnis einer seit Ende der 80er Jahre geführten Diskussion um die Neuorientierung der Bun-deswehr: weg von der reinen Landesverteidi-gung, hin zu weltweiten Einsätzen. ( Quelle: Kabinettsvorlage des ehern. Verteidigungs-ministers Stoltenberg, Jan.92) Am Tag der offenen Tür bei der Kaserne 'Auf der Ell' im Mai 1994 wurde der Einsatz stolz präsentiert: Landsersouvenirs, nackte Pinup Girls auf UN-Fahrzeugen. Nacμ dem Afrikafeldzug der Nationalsozialisten in den vierziger Jahren und der deutschen Kolo-nialzeit bis Ende des 1. Weltkrieges wurde jetzt ein Drittesmal in diesem Jahrhundert, deutsche Afrikapolitik mit militärischen Mitteln gemacht. Der Somaliaeinsatz der Saarlandbrigade wurde von der Bundeswehr selber wie ein Abenteuerurlaub in fremden Gefilden prä-sentiert und von der Mehrzahl der Medien mit Hofberichterstattung begleitet. Die Menschen in Somalia tauchen -dies ist typisch für diese Art von Dritte Welt-Be-richterstattung -nur als anonyme Masse auf, die völlig unkontrolliert aufeinander ein-schlagen. Da liegt es auf der Hand, daß ehrliche, deutsche -Landser für Ruhe und Ordnung sorgen müssen; im Dienst der UNO und der Humanität. Der Somalia-Einsatz sollte via Medien die Bevölkerung der BRD an solche Militäroperationen gewöhnen. Die Option auf Rohstoffe (Öl, Uran) spielte am Rande auch eine Rolle.

Traditionspflege Ein Loblied auf die militärischen "Leistungen" des 2.Weltkrieges In welcherT radition sich die Saarlandbrigade sieht, wird mit einem Blick auf ihre Werbe-broschüren deutlich. Offen feiern sie die na-tionalsozialistischen Eroberungszüge als militärische Leistungen. "Schon im Zweiten Weltkrieg waren die Fallschirmjäger der Deut-schen Wehrmacht eine besondere Truppe -ihre Waffentaten am Fort Eben Emael, auf Kreta oder am Monte Cassino sind Legende geworden und werden auch von vie.len Gegnern gerühmt." Hier wird an der Legende von der ehrlichen, pflichtbewußten Wehrmacht gestrickt, die mit dem NS-Terror nichts zu tun hatte. So als könnte man Auschwitz ohne eine einzige deutsche militärische Operation im 2.Welt-krieg denken. Die Herrschaft der Deutschen zwischen 1941 -45 bedeutete für die Zivilbevölkerung auf Kreta Terror, Hunger, Ermordung und Deportation von Juden. Viele Kreter leiste-ten deshalb den unerwünschten deutschen Besatzern bewaffneten Widerstand. In die-sem Zusammenhang lassen sich die von der Saarlandbrigade jährlich durchgeführten Kreta -Gedenkfeiern nur als spezifische deut-sche Traditionspflege bezeichnen. Die Täter stellen sich als Opfer dar. Ebenfalls dokumentiert ist diese Tradition im Fallschirmjägerlied "Rot scheint die Son-ne" von Willy Lachner. In dem Lied, welches schon von den Fallschirmjägern der Hitler-Wehrmacht gesungen wurde, heißt es u.a.: "Klein unser Häuf1ein, wild unser Blut / Wir fürchten den Feind nicht und auch nicht den Tod./ Wir wissen nur eins, wenn Deutschland in Not / zu kämpfen, zu siegen , zu sterben den Tod." Auffallend ist, daß hier die Verherrlichung von nationalsozialistischen Eroberungsfeld-zügen nicht bei einer Minderheit am Rande der Gesellschaft passiert, sondern als alltägli-che Normalität in der Mitte der Gesellschaft.


Die netten J ungs 11 Die Kontakte zwischen Soldaten und der Bevölkerung sind vielschichtig. Tag der offenen Tür, Feierliches Gelöb-nis, gemeinsame Tagungen und man-nigfaltige gesellschaftliche Ver-anstaltungen erfüllen die Beziehung mit Leben. Nicht zu vergessen die humanitären Hilfsaktionen der Bri-gade zugunsten notdürftiger Menschen im Saarland sowie die Einsätze bei Naturkatastrophen. Hundertfach · auch die mehr privaten Kontakte. Wer kann sie zählen, die Blicke der Solda-ten rüber zu den Mädchen der Stadt. 11 (zitiert nach 'Saarland-brigade' Hrsg. Luftlande-Brigade 26, Saarlouis). So präsentiert sich die Saarlandbrigade in der Öffent-lichkeit: die netten Jungs. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Der Vollständigkeit halber sei hier auf den ehemaligen Berufssolda-ten und Einzelkämpfer-Ausbilder Wer-ner Freund verwiesen. Werner Freund ist ein Bestandteil der ausgeprägten Imagepflege, die die Saarlandbrigade betreibt. Er vermit-telt als 'Wolfsforscher' und 'Abenteu-rer' den richtigen Eindruck der · verwegenen und tollkühnen Fall-schirmjägertruppe. Weniger bekannt ist, daß er mit einem Vortrag über seine Expeditionen unter anderem das Rahmenprogramm gestaltete für ein Treffen der SS-HIAG (Hilfsgemein-schaft der Angehörigen der Waffen SS). Nach seinen eigenen Angaben mußte er Geld verdienen für seine Wölfe und es war ihm egal wo er Vor-träge hielt. Sowohl die Saarlandbriga-de, als auch die Stadt Merzig sind stolz aufihn. "Das ist ein Nehmen und Ge-ben." (Werner Freund im Film 'Friedensengel', Köln 1995)


Was tun Kurz vor ihrem Somaliaeinsatz lud die Saar-landbrigade im Mai 1993 zu einem öffent-lichen Gelöbnis in den Stadtpark Merzig ein. Aufgrund von Protesten der AKTION 3.WELT wurde dieses Gelöbnis in die Ka-serne verlegt. Hier kommt eins klar zum Ausdruck: die Saarlandbrigade scheut die öffentliche Diskussion. So weigert sich die Brigade seit 2 Jahren ein von uns öffentlich ausgesprochenes Gesprächsangebot anzu; nehmen. ( Quelle: Saarbrücker Zeitung, Ausgabe Merzig-Wadern vom3/4.4.93) Das heißt für uns, diese Diskussion auf allen Ebenen zu führen. Unser Ziel ist es, weitere Manöver in Kurdistan und 'Out of Aerea' Einsätze zu verhindern. Nach Meinung der AKTION 3 .WELT Saar werden durch mili-tärische ~insätze politische Konflikte nicht gelöst, sondern weiter angeheizt. Für den 9. November 1995, 57 Jahre nach der Reichspogromnacht, hat das Fallschirm-jägerbatallion 261 Lebach.ein öffentliches Gelöbnis in der Stadt Wadern angekündigt. Rekruten der Bundeswehrkasernen von Saarlouis, Lebach und Merzig werden in Wadern ihr Gelöbnis ablegen. "Die Feier nicht innerhalb von Kasernen, sondern bürgemah durchzuführen, geht auf die Initiative des Ortsrates des Stadtteils Gehweiler zurück. ( ... ) Bevor am Donnerstag, 9 .No-vember, gegen Abend das feierliche Gelöbnis erfolgt, bieten die Soldaten tagsüber Rundflüge im Hubschrauber, Freifallvorführungen sowie eine Waffen-und Geräteschau an." (Saar-brückerZeitung 14.2.95). So kann man dann bei Hubschrauber-Rundflügen den 9. No-vember 1938 vergessen, und die Welt ist wieder in Ordnung.

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