Datei:1993 Flugblatt Gestern brannten die Synagogen - heute sind es Flüchtlingsheime.pdf

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Originaldatei(1.239 × 1.754 Pixel, Dateigröße: 4,02 MB, MIME-Typ: application/pdf, 2 Seiten)

Gestern brannten die Synagogen -heute sind es Flüchtlingsheime

Auf Deutschlands Straßen ist die Hölle los. Man könnte meinen, es ist wieder soweit. In Deutschland werden wieder Menschen verbrannt. Die Opfer sind Menschen, deren Verbrechen es ist, kein deutsches Blpt in ihren Adern zu haben. Mitunter steht . •o eine schweigend johlende Gruppe von Einheimischen daneben und spendet offen . oder verdeckt Beifall. Größtenteils unbeachtet nehmen gleichzeitig die Angriffe auf Behinderte, Schwule, Lesben und Linke zu. ':,"" Aber Achtung! Genausowenig, wie sich 1933 aus einer Invasion von "'-Marsmenschen, sondern aus den inneren Verhältnissen der Weimarer Republik 4~ l entwickelthat,kannderheutigeRassismusaufirregeleitete, pöbelndeJugendliche 0 zurückgeführt werden, die lediglich in Ermangelung eines GOLF GTI und aus ~-_\'V Frust Molotow-Cocktails werfen. Genausowenig wird der Beifall von angeblich falsch informierten Bürgerinnen gespendet. Sie wissen, was sie tun! . Hier zeigen sich Abwehrreaktionen der Satten, die Angst um ihre Privilegien haben. Die einen schaffen mit einer Großen Koalition das Asylrecht ab, die anderen erledigen die Sache von Angesicht zu Angesicht. Wenn das so weiterg6ht, wird morgen der Einsatz von Militär an der Grenze Realität! Das Ziel ist das gleiche: Die Hungerleider aus der 3. Welt müssen draußen bleiben. Dies ist in dem Moment verständlich, wenn man "Ja" sagt zu unserer Art, in der 1. Welt zu leben. Es ist eine Völlerei, die in letzter Konsequenz Menschen anderswo die Existenzgrundlage raubt. Wer Rassismus und die Verachtung gegenüber allen Nicht-Deutschen lediglich als offene Gewalt auf der Straße wahrnimmt, übersieht, daß Rassismus fester Bestandteil der Bundesrepublik ist. Aber dieser institutionelle Rassismus spielt in der öffentlichen Diskussion keine Rolle. Wer ausländische Mitmenschen per Sondergesetz -und Ausländergesetze • sind nichts anderes -zu Nicht-Deutschen erklärt, wer jahrelang von Überfremdung geredet und damit die Pogromstimmung gezielt geschürt hat, ... braucht sich nicht zu wundern, wenn der Mob nun die Botschaft versteht und umsetzt. Das gezielt aufgebaute Szenario von (kultureller) "Überfremdung" und "Asyl-mißbrauch hat sich langsam aber stetig in unseren Köpfen festgesetzt. Zusammen mit einer Formulierung wie dem Sprachmonster "AsyLANT" gelingt es, Flüchtlinge Dt., als Unmenschen hinzustellen, die in Fluten, Wellen und Strömen über das arme, 0 kleine Deutschland hereinbrechen. So werden Opfer zu Tätern gemacht. Und dann ~,;(.. ist es natürlich logisch, wenn der Bau von Deichen zur Verteidigung des 0 Nationalstaates gefordert wird. Letztlich geht es nur um eins: die Wohlhabenden und Satten verteidigen durch Abschottung ihre Privilegien.

Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt Während Soldaten der Kaserne auf der Ell in der Vorweihnachtszeit türkische Familien zum Essen einladen, fahren sie andererseits zu . .. militärischen Ubungen in die Türkei. Wer sich nicht dumm stellt, weiß, daß die türkische Regierung und Armee seit Jahren eine Aus-rottungspolitik gegenüber Kurdinnen betr~ibt. Dabei erhält sie durch Rüstungsexporte und gemeinsame Militärübungen materielle und logistische Unterstützung durch die Bundes-republik. Die gleiche Bundesrepublik gewährt Kurdinnen kein politisches Asyl mit der Begründung: "Kurden werden in der Türkei nicht politisch verfolgt". Wer in der BRD nicht nur verbal für die Beseitigung von Fluchtursachen ist, muß sich einsetzen für: 1. die Einstellung aller Waffenexporte und 2. das Ende von militärischen Übungen, z.B. in der Türkei Beides ist sofort umsetzbar! Greift ein! -Schaut nicht länger weg! Angesichts der zunehmenden Brandanschläge auf Flüchtlingsheime nützt der Ruf nach dem starken Staat und der P?lizei nichts. Diese hat genug mit der Sympathie von Rechtsradikalen in den eigenen Reihen zu tun. Wir müssen anfangen, die antifaschistische Selbsthilfe zu organisieren. Konkret schlagen wir die AKTION GELBER PUNKT vor: Beteiligte Geschäfte, Gaststätten und öffentlich zugängliche Einrichtungen kleben von außen gut sichtbar einen großen gelben Punkt an ihre Eingangstür: "Wir bieten Ausländerinnen Schutz vor rassistischen Übergriffen". Ziel ist es, direkte Fluchtmöglichkeiten für bedrohte Menschen zu organisieren. Die AKTION 3. WELT Merzig-Wadern lädt deshalb Interessierte zu einem ersten Informationsgespräch ein: Montag, 01.Februar 1993, 19.00 Uhr im 3.WELT LADEN Merzig(Am Kirchplatz 7). An diesem Abend werden auch Mitglieder der AKTION GELBER PUNKT aus Saarbrücken über ihre praktischen Erfahrungen berichten. Das Flugblatt wurde erstellt vom ANTI-RASSISMUS BüRo SAAR und der "BERATUNGSSTELLE FÜR KRIEGSDIENSTVERWEIGERER". Beide Projekte sind bei der AK Tl ON 3. WELT Merzig-Wadern angesiedelt. Wir betrachten unsere Positionen nicht als der Weisheit letzter Schluß und sind offen für Anregungen.

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